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Hast g’sehn, wo da DAX steht (5)

Die Reise durch die Börsenwelt geht weiter. Als ich noch für eine Vermögensverwaltung gearbeitet habe, wurde ich oft – wie oben beschrieben – von meiner Frau begrüßt. Das bedeutet, sie hatte mir vorher gesagt, wohin der Aktienmarkt laufen würde, und ich war anderer Meinung. Ratet mal, wer dann Recht hatte, wenn mir dieser Satz entgegenschlug?

Börse ist doch eigentlich ganz einfach: „Wenn’s nach oben geht, brauche ich keine Analysten, wenn’s nach unten geht, brauche ich keine Aktien!“. Nein, falsch gedacht, diese Weisheit stammt nicht von der „besten Ehefrau von allen“, sondern wurde so in den 80er-Jahren von dem damaligen Wertpapiervorstand der Bayerischen Vereinsbank formuliert. Er war „a harda Hund“, wie man in Bayern zu sagen pflegt, und hat auch in Anlageausschuss-Sitzungen mit Kunden nicht davor zurückgeschreckt, den Fondsmanager in den Senkel zu stellen. Ich war damals Gott sei Dank noch zu jung, um live dabei zu sein, werde aber nie vergessen, wie er in einer Sitzung einen Geschäftsführer unserer Kapitalanlagegesellschaft bloßstellte. Der war gelernter Jurist und hatte beim Ausblick auf die Kapitalmärkte aus Sicht des Vorstands das Thema Inflation falsch analysiert. „Inflation sag’n Sie gibt’s, aha, nennen’s doch mal die 5 Einflussfaktoren für Inflation. Wie immer diese unangenehme Geschichte ausging, wir wären somit beim Thema.

Inflation ist das, was die Märkte derzeit beschäftigt und die jüngsten Zahlen gingen in die richtige Richtung. In den Vereinigten Staaten betrug der letzte Anstieg der Preise 6,5 Prozent – wie von den Analysten erwartet. Nachdem wir in der Spitze bei ca. 9 Prozent waren, sieht das doch ganz gut aus. Also müssten doch die Notenbanken trotz ihrer Beteuerungen die Zinsen bald senken und dann haben Aktien erst richtig Rückenwind? Seit Jahresanfang ist der S&P 500 in den USA um ca. 5 Prozent in der Spitze auf ca. 4020 Punkte und der DAX sogar um gut 10 Prozent auf knapp 15.300 nach oben gegangen. Dabei wurde im S&P 500 ungefähr mein angegebenes Ziel erreicht, der DAX ist allerdings über die Zielzone 14.700 – 15.000 hinausgeschossen.

Wie könnte es jetzt weiter gehen?

Anders als die Märkte es derzeit interpretieren, gehe ich nicht davon aus, das insbesondere die US-Notenbank die Zinsen so schnell senken wird (sh. Kolumne Nr. 4), da sie einen zweiten Anstieg der Inflation vermeiden will. Dieser könnte durch wieder ansteigende Rohstoffpreise, einem zu starken Lohnanstieg oder auch durch eine wieder anziehende Nachfrage aus China nach der Beendigung der Null-Covid-Politik verursacht werden. Die jüngsten Konjunkturdaten deuten auf das Zusteuern auf eine Rezession in den USA hin. Das wäre dann zusammen mit einer restriktiven Notenbankpolitik (die Zinsen sollen immer noch ein bisschen angehoben werden) ein toxisches Gemisch für die Aktienmärkte. Zudem entzieht die Fed den Märkten nach wie vor kontinuierlich Liquidität durch den Verkauf von Anleihen.

Quelle: Finanzwoche
Dieser Entzug ist vergleichbar groß wie in der Dot.com-Krise Anfang des Jahrtausends und vor der Finanzkrise 2008/09. Noch zeigen die Stimmungs-Indikatoren eine gesunden Pessimismus der Anleger, so dass vielleicht kein schneller Rückschlag nach unten droht. Aber das jetzige Niveau ist kein Kaufniveau mehr, sondern ab jetzt heißt es abwarten und Füße stillhalten.
Quelle: Stock 3, eigene Bearbeitung
Das Chartbild des S&P500 zeigt eine mögliche Schulter-Kopf-Schulter-Formation, deren rechnerisches Kursziel im Bereich von 3.300 – 3.400 Punkten liegen würde (aktuell ca. 3.900 Punkte). Das würde auch für den DAX-Index nichts Gutes bedeuten – sprich ein Rückschlag von ca. 7-10 Prozent wäre dann die Folge.

Also, ab jetzt braucht’s erstmal keine Aktien mehr, aber vielleicht doch ein paar (Markt-)Analys(t)en.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Wer sich für das Traden interessiert

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