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Hast g’sehn, wo da DAX steht? (10)

Die Reise durch die Börsenwelt geht weiter. Als ich noch für eine Vermögensverwaltung gearbeitet habe, wurde ich oft – wie oben beschrieben – von meiner Frau begrüßt. Das bedeutet, sie hatte mir vorher gesagt, wohin der Aktienmarkt laufen würde, und ich war anderer Meinung. Ratet mal, wer dann Recht hatte, wenn mir dieser Satz entgegenschlug?

Ich schaue mir regelmäßig zusammen mit meiner Frau Videos von Börsenexperten an und kann deren Know-how wirklich nur bewundern und loben. Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass diese Videos sehr lang sind (teilweise über 20 Minuten) und es der „besten Ehefrau von allen“ oft schwerfällt, diesen Ausführungen länger als 5 Minuten zu folgen.

Ich als Jogger bin da natürlich etwas ausdauernder, aber auch bei mir lässt nach 10 Minuten die Konzentration nach. Also, denke ich mir so in meiner „unendlichen Weisheit“, das geht doch auch kürzer. Ganz bestimmt, aber was habe ich dabei übersehen?

Nun, ich selbst schreibe in meiner Kolumne viel zu lang und zu ausführlich über das, was ich für wichtig erachte. Man will halt nix vergessen und gut argumentieren. Aber interessiert das auch den Leser? Deshalb versuche ich ab sofort mich kürzer und präziser zu halten, damit beim Empfänger auch die Kernbotschaft hängen bleibt. Und wenn man in kürzeren Abständen schreibt, muss man auch nicht so weit ausholen.

Schon wieder genug gelabert, wir legen los!

Wie ist die aktuelle Situation?

Der Juli wurde seinem Image als bester Sommermonat gerecht (sh. Beitrag) und brachte nochmal steigende Kurse. Der Dax schaffte am letzten Handelstag sogar mit über 16.400 P. einen neuen Rekord und auch die US-Indices kamen wieder in die Nähe ihrer bisherigen Höchststände. So weit, so gut.

Geht die Börsenparty einfach so weiter?

Ich fürchte nein, und das sind die Gründe dafür:

• Die amerikanische Notenbank hat die Zinsen nochmal erhöht, weil sie zwar an der Inflationsfront eine Entspannung sieht, aber ähnlich wie in den 70ern eine zweite Welle nach oben für möglich hält. Deshalb müssen Zinssenkungsphantasien auf das nächste Jahr verschoben werden.

• Der amerikanische Aktienmarkt ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 20 schon sehr teuer. • Die Zinsstrukturkurve ist weiterhin extrem invers, was nichts Gutes für die Konjunktur in den USA bedeutet. Die Konjunkturindikatoren in den USA und Deutschland weisen seit 3 Monaten abwärts.

• Das wichtigste Argument für die Aktienmärkte ist aber die fehlende neue Liquidität. Im Gegenteil wird von der US-Notenbank und auch z. B. der EZB in Europa den Märkten Liquidität entzogen, was in der Vergangenheit eigentlich immer zu einer Korrektur geführt hat.

Quelle: Focus Monex
Quelle: Finanzwoche

• Der Dax hat sich trotz der schlechten konjunkturellen Verfassung in Deutschland (eher Schlusslicht im Kreise der großen Industrienationen) sehr gut entwickelt. Das liegt auch daran, dass die DAX-Werte stark international aufgestellt sind und ihre Gewinne zu einem gro0en Teil im Ausland erwirtschaften. Sollte aber die US-Börse schwächeln, sind auch deutsche Aktien im Sog nach unten mit dabei.

• Die Stimmung an den Aktienmärkten war in den letzten Monaten fast zu gut. Das kann man am Fear & Greed-Index von CNN ablesen, der zwar mittlerweile von über 80 P. auf 74 gefallen ist, aber immer noch eine sehr positive Einschätzung dokumentiert. Hier sollte man es mit Warren Buffet halten: „Werde ängstlich, wenn alle gierig sind und werde gierig, wenn alle ängstlich sind“.

Quelle: CNN

Wir tauchen jetzt in die Sommermonate August und September ein, die meist eher schwächere Kurse mit sich bringen. In dieser Phase steigt die Volatilität der Aktienmärkte eher an (sh. Beitrag), da die Umsätze aufgrund fehlender Marktteilnehmer eher dünn gesät sind und damit die Kurse leichter zu beeinflussen sind.

Was heißt das für den Dax?

Der DAX befindet sich noch in einem Aufwärtstrendkanal, dessen unteres Ende aktuell bei ca. 15.700 P. verläuft. Solange der Index auf Tagesschlusskurs-Basis darüber schließt, kann er weiter auf diesem hohen Niveau schwanken und theoretisch sogar nochmal neue Höchststände schaffen.

Sollte dieser Trendkanal aber nach unten verlassen werden, wird es kritisch. Dann ist in den nächsten Wochen mit einem deutlichen Rücksetzer zu rechnen, der bis in den Bereich um 14.500 P. gehen kann. Das entspricht dem Wolfe-Keil-Ziel der letzten Kolumne, auch wenn dieser mittlerweile durch eine zeitliche Überschreitung nicht mehr gültig ist.

Quelle: Stock3, eine Bearbeitung

Wie sind der Nasdaq 100 und der S&P 500 einzuschätzen?

Die Technologiebörse Nasdaq hat sich trotz steigender Zinsen mit fast 16.000 P. bis in die Nähe der historischen Höchststände bei ca. 16.600 P. vorarbeiten können. Solange sie über 15.000 P. schließt, besteht die Möglichkeit, weiter auf diesem hohen Niveau zu bleiben. Sobald diese Marke unterschritten wird, droht ein Rückschlag bis ca. 14.000 P. oder im Extremfall bis ca. 13.000 P.

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim S&P 500-Index. Nach einem Anstieg bis ca. 4.600 P. kam er bis auf 200 Punkte an sein All-Time-High heran. Jetzt droht zumindest ein Rückschlag bis ca. 4.200 Punkte.

Nasdaq-Quelle: Stock3, eigene Bearbeitung
S6P500-Quelle: Stock3, eigene Bearbeitung

Fazit!

Die Sommermonate dürften insgesamt etwas kritischer werden. Wer ein volles Aktienportfolio hat, könnte hier etwas Liquidität schaffen (mindestens 20 Prozent), um bei stärkeren Rückschlägen wieder kaufen zu können. Wer auf eine steigende Volatilität setzen möchte, dem sei folgender Beitrag empfohlen.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Wer sich für das Traden interessiert

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