Die Reise durch die Börsenwelt geht weiter. Als ich noch für eine Vermögensverwaltung gearbeitet habe, wurde ich oft – wie oben beschrieben – von meiner Frau begrüßt. Das bedeutet, sie hatte mir vorher gesagt, wohin der Aktienmarkt laufen würde, und ich war anderer Meinung. Ratet mal, wer dann Recht hatte, wenn mir dieser Satz entgegenschlug?
In der letzten Kolumne habe ich aufgezeigt, dass der Dax aufgrund einer Chartformation namens Wolfe-Keil in den nächsten Monaten in Richtung 14.400 Punkte fallen könnte. Zuvor bestünde aber noch die Möglichkeit, dass er sich zunächst in Richtung 16.400 Punkte bewegt und damit einen neuen historischen Höchststand erreicht. Nun, dieses Ziel wurde mittlerweile zweimal in etwa erreicht (am 18.05. und 16.06). Was diesen letzten Anstieg wenig überzeugend macht, ist, dass in den USA hauptsächlich nur die großen Tech-Werte gestiegen sind und sich im Dax weniger als die Hälfte der Werte positiv entwickelt haben. Für einen nachhaltigen Anstieg fehlt somit die Marktbreite.
Kommt jetzt der angenommene Rückschlag?
Die weitere globale Aktientendenz hängt im Wesentlichen von der Frage ab, ob es im weiteren Verlauf zu einer US-Rezession kommt oder nicht. Die meisten Marktteilnehmer gehen von einem sogenannten „Soft Landing“ und somit von keiner Rezession aus. Dem stehen aber mittlerweile zunehmend die sich abschwächenden Frühindikatoren gegenüber.
Da monetäre Bremsmaßnahmen erst mit einer Verzögerung von mindestens einem Jahr konjunkturell wirken, könnte es hier noch ein böses Erwachen geben. Die Mehrzahl der US-Unternehmen schätzen die Lage zunehmend negativ ein. Neben der inversen Zinskurve, die in der Vergangenheit immer eine Rezession angezeigt hat, macht auch die rückläufige Geldmenge Sorgen, die ebenfalls ein zuverlässiger Rezessionsindikator ist. Zudem bremst seit dem Beginn der Bankenkrise zusätzlich die eingeschränkte Kreditgewährung der Banken (niedrigster Stand seit Oktober 2009) bei gleichzeitig niedrigerer Nachfrage der Unternehmen.
In Europa verstärkte auch die EZB ihre monetäre Konjunkturbremsung mit einer Leitzinserhöhung um 0,25%. Ähnlich wie in den USA fällt die deutsche Geldmenge und auch die Kreditgewährung leidet unter Krediteinschränkungen und verminderter Nachfrage durch die Unternehmen.
Was bedeutet das für den Dax?
Nun, der Dax ist ein Industrieindex, was auch nach der Erweiterung von 30 auf 40 Werte weiter gilt. Somit ist nachvollziehbar, dass Dax und deutsche Industrieproduktion Hand in Hand gehen, wobei der Dax volatiler ist als die Industrieproduktion. Generell lässt sich aber gut beobachten, dass Bullenmärkte solange Bestand haben, solange die Industrieproduktion steigt. Bärenmärkte entstehen dann, wenn die Produktion zurückgeht.
Die Industrieproduktion schleppt sich seit Sommer 2020 seitwärts. Zuletzt brach die Produktion ein. Die Eurozone verzeichnete einen der stärksten Einbrüche der letzten Jahrzehnte. Für den Dax ist das somit von großer Bedeutung. Der Dax versucht sich von der Produktion zu lösen. Die Produktion steht deutlich unter den Hochs aus dem Jahr 2018, der Dax steht deutlich über den damaligen Kurswerten. Somit haben die Kursgewinne wenig Substanz und es droht von dieser Seite ein Rückschlag für den Dax-Index.
Wie ist die Situation in den USA?
Die Mehrzahl der markttechnischen US-Börsenindikatoren spricht weiterhin für eine schwierige Börsenzeit. Zwar ist die Skepsis der (Klein-)Anleger ungewöhnlich groß, aber anders als in früheren Börsenzyklen ist man trotzdem noch nahezu voll in Aktien investiert. In der Vergangenheit drehte die Börse erst nach Abbau solcher Aktienpositionen. Richtungsweisend an der Börse ist auch die Tendenz der US-Bankaktien. Ohne Stärke in dieser Gruppe hat es in der Vergangenheit selten Konjunkturaufschwünge gegeben. Bis zuletzt gab es hier aber neue Tiefstkurse.
Nach der Beendigung der Schuldenheraufsetzungs-Problematik haben die Märkte in der Vergangenheit oft keineswegs mit einer neuen Hausse begonnen, sondern wie z. B. 2011 mit Rückschlägen. Der Hauptgrund dafür dürfte sein, dass das US-Schatzamt (Treasury) in einer solchen Situation wieder unbegrenzt neue Schulden aufnehmen kann (Anleiheverkauf), was für Wall Street entsprechend Liquiditätsentzug bedeutet. Diesmal rechnet man mit rund 1 Bio. $ kurzfristiger Ausgabe von neuen Staatsanleihen, die wegen des massiven neuen Angebots die Kurse nach unten und die Zinsen nach oben drücken dürfte.
Dies sollte aber nur ein vorübergehendes Phänomen sein. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Trend zu niedrigeren Inflationsraten anhalten dürfte, was mittelfristig auch zu niedrigeren US-Zinsen führen könnte. Realistisch ist, dass die FED die Zinsen in diesem Jahr nicht mehr senkt, sondern erst Anfang kommenden Jahres. US-Staatsanleihen erscheinen mittelfristig aussichtsreich, aber kurzfristig noch volatil.
Die Konjunkturindikatoren sprechen dafür, dass US-Staatsanleihen im 2. Halbjahr eine bessere Anlage sein werden als US-Aktien. In Europa erscheinen Anleihen aus Italien und Griechenland aussichtsreicher als deutsche, deren Zins nicht attraktiv genug ist. Da die Politik auf einen einheitlichen europäischen Anleihemarkt zusteuern will, könnten sich hier die Zinsunterschiede verringern.
Die noch hohen US-Zinsen (Industrieanleihen bringen über 5%) sollten US-Aktien belasten. Die Sonderfaktoren, welche die monetäre Bremspolitik der US-Zentralbank lange unterlaufen hatten, sind nicht mehr gegeben. Die fortlaufende Verschlechterung der Liquidität sollte im 2. Halbjahr zu rückläufigen US-Aktienkursen führen. Zudem sind die meisten US-Aktien bisher im 1. Halbjahr nicht gestiegen, wenn man aus den US-Indizes ein halbes Dutzend hoch gewichteter Wachstumsaktien herausrechnet. In diesem Jahrhundert war es die schmalste Hausse mit den wenigsten gestiegenen Aktien.
An der Börse folgt der Gesamtmarkt nicht der Kursentwicklung der wenigen megagroßen Aktien, sondern umgekehrt. Fundamental sind US-Aktien (sowohl historisch, als auch im internationalen Vergleich) teuer, wenn auch etwas abgemildert, wenn man die großen teuren Wachstumswerte aus den Indizes herausrechnet. Seit der Weltwirtschaftskrise 1933 gab es noch nie eine sinkende Geldmenge M1 oder M2, und schon gar nicht fast zweistellig. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf die Kreditgewährung der US-Banken haben. Ein untrüglicher Rezessionsindikator war in der Vergangenheit zudem die inverse Zinskurve. Bisher zeigt sich die Wirkung der historisch einmaligen starken FED-Maßnahmen am meisten am Markt für gewerbliche Immobilien. Besonders in kalifornischen Großstädten wie San Francisco und Los Angeles haben die Büro-Leerstandsraten extreme Niveaus erreicht, die sonst nur in äußerst schweren Wirtschaftskrisen im letzten Jahrhundert zu beobachten waren.
Belastend für die US-Konjunktur, aber auch für die internationale Wirtschaftsentwicklung und hier besonders in Europa, könnte sich für viele Marktteilnehmer die enttäuschende Wirtschaftsentwicklung in China auswirken. Auch die europäische Konjunktur und Inflation werden sich in den nächsten Monaten deutlich abschwächen. Die Zuwachsrate der Geldmenge M1 der Eurozone liegt jetzt erstmals in der Geschichte erheblich unter Vorjahr. Auch rückläufige Import- und Produzentenpreise sprechen für abgeschwächte Wirtschaft und deutlich fallende Inflationsraten.
Zuletzt stiegen am Aktienmarkt besonders künstliche Intelligenz-Titel (KI-Titel) trotz wieder höherer Zinsen, was den jüngsten Anstieg gefährdet erscheinen lässt. Ein Kennzeichen für die Überspekulation sind die Internetaufrufe des Stichworts für künstliche Intelligenz (AI). Auch das Titelbild der britischen Wirtschaftszeitung Economist mit den beiden Buchstaben AI in Großformat lässt nach dem sog. „Titelbild-Indikator“ erwarten, dass sich die Euphorie für diese Aktienkategorie kaum noch steigern lassen wird.
Auch der Spekulationsindikator Fear and Greed ist wieder in der Spitze über 80gestiegen, was ebenso wie ähnlich hohe Optimistenprozentsätze für die NASDAQ in der Vergangenheit ein kurzfristiges Verkaufssignal war. Kurzfristig negativ ist auch der Saisonrhythmus. Bedenklich scheint auch die Bewertung bei einigen künstlichen Intelligenz-Aktien. Der favorisierteste Titel NVIDIA wird hier mit dem fast 200-fachen Gewinn und dem 40-fachen Umsatz der letzten 12 Monate bewertet. Auch bei besten Wachstumsaussichten dürften solche Bewertungen kaum wesentlichen Kursspielraum nach oben belassen. Trotzdem zeigten Technologieaktienfonds im Mai Rekordzuflüsse an neuen Mitteln.
Auch die Markttechnik spricht für ein Ende der Wachstumsaktien-Outperformance. In den nächsten Monaten dürfte die US-Liquidität für den US-Aktienmarkt (aber auch weltweit) wichtiger sein als die US-FED-Leitzinsbestimmung. Wie negativ die Aktienmärkte in der Vergangenheit oft auf FED-Zinssenkungen reagiert haben, zeigt das Beispiel der DotcomKrise und der Finanzkrise. Die eigentlichen massiven Baisseentwicklungen begannen erst mit den Zinsrückgängen.
Die Markttechnik (Optimismus/Pessimismus) hat sich in der Vergangenheit fast immer als bester Indikator für die kurzfristig bevorstehende Börsenentwicklung erwiesen. Auch am US-Optionsmarkt (Put/Call-Ratio) zeigen die sehr niedrigen Put-Käufe bzw. der fehlende Wunsch der Anleger nach Absicherung gegen Kurseinbrüche eine deutliche Sprache. Der Volatilitätsindikator ist auf ein solches Rekordtief gesunken, dass auch hier kürzerfristig wirksame Verkaufssignale gegeben sind.
Wie könnte der Dax in den nächsten Monaten reagieren?
Der Dax hat im Wolfe-Keil den Aufwärtstrend bei ca. 15.950 P. nach unten verlassen. Es besteht bei ca. 15.650 eine starke Unterstützung. Somit könnte er in den nächsten Wochen zwischen 15.600/650 und 16.000/100 schwanken. Es besteht aber dann über die Sommermonate die Gefahr, dass das bereits genannte Ziel von ca. 14.400 Punkten erreicht wird.
Was könnte an der Nasdaq passieren?
Der Nasdaq 100 hat in den letzten Tagen einen starken Widerstand bei 15.200/300 Punkten erreicht. Es würde nicht verwundern, wenn aufgrund des starken Optimismus und der übergekauften Situation nun eine Pause entsteht, die den Index bis 13.000 bis 13.500 korrigieren lässt. Das würde aber nichts an einer längerfristigen Bodenbildung bei den Technologie-Werten ändern.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Wolfe Wave-Muster zählen in der gesamten Charttechnik zu den Mustern, mit den überdurchschnittlich höchsten Profiten. Sie funktionieren in jeder Zeitebene, ganz egal ob bsp. 1 Minute oder 1 Tag.
Durch die in der Software eingebauten Signalpfeile (Grün = BUY / Rot = SELL), ist es selbst für Anfänger und Tradingneulinge ein Leichtes, den Signalen zu folgen, um somit lukrative Gewinne in jedem Markt zu erzielen.
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