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Frauen und Börse – eine Erfolgsstory nimmt Fahrt auf

Hättet ihr gedacht, dass es in Deutschland 32 Milliardärinnen gibt – u. a. Susanne Klatten mit 25 Mrd. Euro (u. a. Beteiligung an BMW) und Francine von Fink mit knapp 8 Mrd. Euro. Vergleicht man das international, liegt Deutschland damit auf Rang 3 hinter den USA und China. Die reichste Frau der Welt ist die Französin Françoise Bettencourt-Meyers (L’Oréal) mit gut 76 Milliarden Euro.

Schaut man sich an, wie es um Frauen in Spitzenpositionen aussieht, ist auch hier ein erfreulicher Trend zu sehen. Lt. einer Studie der KfW Bankengruppe stieg der Frauenanteil in den rund 3,8 Millionen kleinen und mittleren Betrieben um rund 150.000 auf 757.000 im Vergleich zum Vorjahr. Frauen leiten insbesondere Dienstleistungsunternehmen in Branchen wie Architektur- und Ingenieurbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen. Der Frauenanteil in Großunternehmen stieg im gleichen Zeitraum von 14,1 auf 16,2 Prozent. Ambitionierte Frauen sind also in der Welt der Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen auf dem Vormarsch.

Gilt das aber auch im Allgemeinen im Bereich der Kapitalanlage?

Obwohl Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, interessieren sie sich oft weniger für Geldangelegenheiten als Männer. Dabei hätten Sie damit mehr Zeit, den Zinseszins für sich arbeiten zu lassen und damit im Alter ein sorgenfreieres Leben führen zu können. Obwohl sie also gute Gründe hätten, mehr zu investieren und sich stärker für Geld und Finanzangelegenheiten zu interessieren, tun sie das zumindest in Deutschland deutlich weniger als Männer. Dadurch haben sie leider im Durchschnitt mit Beginn des Ruhestands nur drei Viertel des Vermögens im Vergleich mit Rentnern zu diesem Zeitpunkt.

Ein Grund dafür ist sicherlich auch die Einkommenssituation während des Arbeitslebens. Oft sind Frauen aber auch risikoscheuer und haben höhere Ansprüche an ihre Investments. Sie beschäftigen sich weniger mit ihren Finanzen und somit auch mit dem Thema Geldanlage. Ein Grund könnte aber auch in der Vergangenheit liegen und damit in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1962 war das sogenannte „Geheimsparen“ der Hausfrauen in Westdeutschland gesetzlich verboten. Bis dahin durften sie kein eigenes Bankkonto eröffnen und erst im Jahre 1969 wurden Frauen für voll geschäftsfähig erklärt. Sie durften zwar Waren des täglichen Bedarfs kaufen, aber größere Anschaffungen waren tabu. Doch zurück aus der dunklen Vergangenheit hinein in die Gegenwart. Glücklicherweise haben Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten, ihre private Vorsorge und ihren Vermögensaufbau selbstständig zu gestalten.

Doch besonders bei langfristigen Investments hinken Frauen immer noch den Männern hinterher. Sie fangen zehn Jahre später – mit fast 30 – damit an, sich ein eigenes Vermögen aufzubauen oder für das Alter vorzusorgen. Gerade beim Thema Börse scheinen die Berührungsängste groß zu sein. Laut einer Studie der Quirin Privatbank haben 44 Prozent der Frauen ein Tages- und Festgeldkonto, 35 Prozent ein Sparbuch und nur 23 Prozent nutzen Indexfonds oder ETFs.

Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) berichtet, dass 8,1 Millionen Aktionären 4,7 Millionen Aktionärinnen gegenüberstehen. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen Gewinne und Wertzuwächse prinzipiell gleichgültig wären. Denn in der Quirin-Privatbank-Umfrage nannten 61 Prozent der Sparerinnen als Sparziel eine hohe Rendite, verglichen mit 60 Prozent bei den Männern.

Frauen legen aber Wert auf eine hohe Sicherheit. Denn 87 Prozent gaben das als Priorität an, während dies bei den Männern nur 76 Prozent waren. Die meisten Frauen sind also sicherheitsorientierter, weniger risikobereit als Männer, was sie möglicherweise manchmal am Investieren hindert.

Die Umfrage bestätigt dies. Denn den Satz: „Ich habe etwas Angst davor, eine Anlage abzuschließen, da ich ja Verlust machen könnte“ beantworteten 50 Prozent der befragten Frauen mit Ja, aber nur 34 Prozent der Männer. Das ihnen das „Thema Geldanlage Spaß macht“, nannten nur 13 Prozent der Frauen zutreffend, während bei den Männern 31 Prozent zustimmten. Möglicherweise hat das auch damit zu tun, dass Anlegerinnen höhere Ansprüche an das Thema haben und oft genau verstehen wollen, worin oder wie sie ihr Geld investieren. Zudem legen Frauen auch mehr Wert auf persönliche Beratung, bei der sie Fragen stellen können und auf diese auch eingegangen wird.

Dass dies alles kein schlechter Ansatz ist, kann man am Ergebnis erkennen. Denn wenn Frauen sich aber einmal entschieden haben, wählen sie unter den Investmentoptionen häufig treffsicherer aus als Männer. D. h. auch, dass Frauen langfristig gesehen die besseren Anleger sind. Frauen brauchen also keine anderen Produkte als Männer, aber eine andere und bessere Beratung. Frauen sind also etwas konservativer beim Investieren und benötigen einen höheren Aufwand, um Informationen zu erhalten und sich in das Thema einzuarbeiten.

Kundenbefragungen und Studien zeigen eindeutig, dass Investments in Einzelaktien und das Thema Trading eher einen Reiz für Männer ausüben. Wenn sie sich einmal aufgerafft haben, orientieren sich Frauen oft an der Langstrecke und sind damit solider unterwegs. Der schnelle Gewinn und die Spekulation haben bei ihnen eine untergeordnete Priorität. Umso wichtiger ist die richtige Ansprache.

Es wäre wünschenswert, dass junge Frauen anfangen, frühzeitig ein eigenes Vermögen aufzubauen. Eltern könnten beispielsweise ihre Kinder gleichberechtigt an Finanzthemen heranführen. Dies lässt sich vielleicht mit Taschengeld regeln, mit dem ersten Handy-Vertrag oder mit der Einrichtung eines Sparplans. Wertpapiersparpläne bieten dazu einen Einstieg und eine große Chance. Denn das Investieren mit regelmäßigen, wenn auch nur kleinen Raten führt hier zum systematischen Vermögensaufbau. Man kann die Kinder damit früh an das Thema heranführen und an der Entwicklung teilhaben lassen.

Erfreulicherweise deutet sich bei der jungen Generation diesbezüglich eine Trendwende an. Letztes Jahr haben sich 820.000 Menschen für das Aktiensparen entschieden und zwar mehrheitlich weiblich: 338.000 Junganlegern standen 482.000 Junganlegerinnen gegenüber. Junge Frauen sind also offen für das Thema, bauen so regelmäßig ein Vermögen auf und glätten nebenbei die Schwankungen der Finanzmärkte.

Dabei ist Frauen das Thema „Nachhaltigkeit beim Investieren“ wesentlich wichtiger als Männern. Man kann dies erfreulicherweise bei der Auswahl eines ETFs berücksichtigen. So enthält zum Beispiel der UBS MSCI World Socially Responsible ETF (WKN: A1JA1R) Aktien von 380 großen Unternehmen aus der industrialisierten Welt, die besonders strenge Kriterien erfüllen, was Umwelt- und Klimastandards angeht sowie auch dem Umgang mit Mitarbeitern und sozialer Verantwortung.

Frauen sind also auf dem Vormarsch beim Thema Geldanlage. Wir Männer müssen uns wieder ‚mal warm anziehen. Oder sich ein bisschen ‚was davon abschauen!

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