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Faktor-Investing mit ETFs

Es gibt nicht nur Indexfonds, die die sogenannten Standardindizes (Dax, S&P 500, MSCI World) nachbilden, sondern zusätzliche Kriterien berücksichtigen. In der Vergangenheit boten sie interessante Überrenditen bei reduzierten Risiken, was insbesondere Anlegerinnen interessieren könnte.

Mit einem ganz normalen kostengünstigen ETF auf einen gängigen Index hat man gute Chancen, besser abzuschneiden als mit teuren aktiv gemanagten Fonds. Denn je nach Untersuchung und Zeitraum bleiben von den aktiv geführten Portfolios 70 bis 85 Prozent hinter ihren Messlatten zurück.

Was ist Faktor-Investing?

Wer sich die Chance auf eine Überperformance sichern möchte, sollte sich sogenannte „Faktor-ETFs“ einmal näher anschauen. Dazu werden aus dem Index nur Werte erworben, die zusätzliche Kriterien erfüllen. Das kann eine besonders niedrige Schwankung, eine hohe Bilanzqualität oder eine besonders günstige Bewertung sein. Es gibt auch Indexfonds, die mehrere Faktoren („Multi-Faktor-ETFs“) miteinander kombinieren. Dies wird in der Fachsprache als „Enhanced Indexing“ oder „Smart Beta Investing“ bezeichnet.

Wann entstand dieser Trend?

Wissenschaftler befassten sich bereits in den 1970er-Jahren mit der Frage, ob es Faktoren gibt, die nachweislich und quantifizierbar – über einen längeren Zeitraum – zu einer höheren Rendite als beim Gesamtmarkt führen. Man fand z. B. heraus, dass kleinere Unternehmen langfristig höhere Renditen erzielen als große. Auch Werte mit geringerer Schwankung entwickeln sich oft besser als andere. Die US-amerikanischen Ökonomen und Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French bewiesen mit ihrem Dreifaktorenmodell, dass Aktienstrategien nach dem Value-Prinzip oder mit Konzentration auf Small- und Midcaps überdurchschnittliche Renditen erzielen. Dabei ist aber zu beachten, dass die gewählten Faktoren nicht durchgängig wirken und vor allem nicht auf kurze Sicht. Damit die Strategien ihre Vorteile ausspielen können, sollten man als Käufer eines solchen ETFs eine ausreichende Haltedauer von drei bis fünf Jahren in Erwägung ziehen.

Welche Märkte sind dafür geeignet?

Beim „Factor-Investing“ ist es von Vorteil, bei der Aktienauswahl ein möglichst breites Universum zur Verfügung zu haben. Nur so kann man möglichst viele gute Kandidaten herausfiltern, die die jeweiligen Voraussetzungen erfüllen. Deshalb sollten man Fonds bevorzugen, die auf die besonders marktbreiten MSCI-Welt-Aktien-Index setzen. Das kann entweder inklusive der Schwellenländer („MSCI-All-Country“) sein oder begrenzt auf etablierte Volkswirtschaften („Developped“). Der erste umfasst rund 2900 AGs aus 47 Ländern, der zweite rund 1600 aus 23 Industriestaaten. Solche Produkte eignen sich durchaus, um die in Deutschland oft zu findenden Dax-lastigen Portfolios zu ergänzen (Anteil deutsche Aktien im MSCI-Welt-Aktien-Index lediglich 2,44 Prozent).

Gibt es zusätzliche Vorteile?

US-Aktien sind mit 67,7 Prozent im MSCI sehr stark vertreten, weshalb es Sinn macht, dass die ETFs in der Fondswährung Dollar notieren. Dadurch sind sowohl Währungschancen wie auch -risiken vorhanden. Langfristig sprechen die Stärke der USA als größte Volkswirtschaft der Welt, die Euro-Dauerkrisenherde (z. B. hohe Verschuldung Südeuropas) sowie die positive Zinsdifferenz im Dollar gegenüber dem Euro eher für eine stärkere US-Währung.

Wie ist die Wertentwicklung in den letzten Jahren?

Beim Xtrackers-MSCI-World-Minimum-Volatility-ETF beläuft sich die Überrendite auf 5-Jahres-Sicht auf bis zu 22,9 Prozentpunkte gegenüber dem MSCI-Welt-Aktien-Index und auf bis zu 26,4 Prozent gegenüber dem Dax. Die Schwankungsintensität (Volatilität) beträgt bei diesem ETF

• auf Jahressicht 14,1 Prozent, beim Dax hingegen 22,9 Prozent

• auf 3-Jahres-Sicht sind es 16,6 Prozent gegenüber 24,9 Prozent

• auf 5-Jahres-Sicht 13,8 Prozent gegenüber 21,6 Prozent beim Dax.

Quelle: Focus Money
Die Überrenditen weiterer interessanter ETFs finden sich in den nachstehenden Kästen. Die jeweiligen ebenfalls günstigen Volatilitätswerte gibt es detailliert auf Finanzportalen wie onvista.de unter Eingabe der in den Tabellen genannten Wertpapierkennnummern.

Quelle: Focus Money
Quelle: Focus Money
Quelle: Focus Money
Fazit:

Wir leben in einer Anlagewelt, in der es wieder hohe Inflationsraten, steigende Zinsen und geopolitische Risiken wie den Ukraine-Krieg und die Konflikte zwischen China und den USA gibt. Deshalb sind die zusätzlichen Auswahlbedingungen der Aktien in Faktor-ETFs sowie die daraus resultierenden Performance-Kennzahlen sehr wertvoll. Daher ist es gut zu wissen, dass man nach klaren Maßstäben herausgefilterte Qualität ins Depot bekommen würde.

Weitere Faktor-ETFs findet man hier.

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich BWL – Investition und Finanzierung. Die studienübergreifenden Ergebnisse zeigten, dass die Value, Small-Cap, Quality, Momentum, Low Volatility und Multifaktorportfolios die nach Marktkapitalisierung gewichteten Benchmarks trotz des teilweise erhöhten TER outperformen konnten.

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