Durch die Hereinnahme des Rüstungskonzerns Rheinmetall am 20. März 2023 könnte für manche Anleger der Zeitpunkt gekommen sein, sich vom deutschen Leitindex zu verabschieden. Denn dieser Wert spaltet die Gemüter und gilt für viele Anleger als schwarzes Schaf in den Reihen des deutschen Leitindex. Auch wenn sich Rheinmetall auf der eigenen Internet-Seite pflichtbewusst gibt: „Rheinmetall übernimmt Verantwortung in einer sich verändernden Welt.“ Und das man bis 2035 CO2-Neutralität anpeilt. Allein die Panzer klimafreundlich zu produzieren, dürfte allerdings nicht reichen, um von besorgten Anlegern akzeptiert zu werden.
Wie "nachhaltig" war der Dax in der Vergangenheit?
Allerdings war der Index auch vorher schon nicht moralisch unbedenklich, da mit Airbus und MTU Aero zwei Unternehmen Indexmitglied waren, deren Produkte zumindest teilweise militärisch genutzt wurden. So gehören Waffen und Rüstungsgüter laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) regelmäßig zu den wichtigsten Ausschlusskriterien bei nachhaltigen Anlagestrategien – nicht nur in Deutschland.
Gibt es mittlerweile "nachhaltige" Varianten?
Doch diesen Menschen kann geholfen werden. Denn es gibt den Dax auch ohne schwarze Schafe und das sogar mehrmals. Die Deutsche Börse nutzt bei ihren drei nachhaltig ausgerichteten Dax-Indizes, dem Dax-50-ESG, dem Dax-ESG-Screened und dem Dax-ESG-Target verschiedene Ausschluss-Kriterien. Dabei fallen die Aktien von Rheinmetall, Airbus und MTU Aero von vornherein durch das Nachhaltigkeitssieb. Das gilt auch für Unternehmen, die beispielsweise in den Bereichen Kernenergie oder Kohleverstromung tätig sind. Das hat zur Folge, dass die beiden Energieriesen E.on und RWE ebenfalls in keinem der drei Dax-ESG-Indizes auftauchen. Die verbleibenden Kandidaten werden zudem auf ihre Qualitäten in puncto Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und gute Unternehmensführung geprüft. In der Fachsprache wird dies unter den englischen Begriffen Environmental, Social, Governance – kurz ESG – geführt.
Wie unterscheiden sich diese Dax-ESG-Indices?
Bei jedem Dax-ESG-Index geht die Deutsche Börse unterschiedlich vor:
Dax-50-ESG
Hier kommen nur Unternehmen mit einem nach Ansicht von Sustainalytics vergleichsweise guten ESG-Score in Frage.
DAX-ESG-Target
Auch hier ist die aus dem Hause Morningstar stammende ESG-Research-Firma für die Auswahl verantwortlich, wobei hier zusätzlich CO2-Reduktionsziele berücksichtigt werden.
Dax-ESG-Screened
Hier achtet der ESG-Datenlieferant ISS ESG auf die Einhaltung internationaler Standards und Normen, wie sie beispielsweise im UN Global Compact stehen.
Schlussendlich schaffen es aber – bis auf jeweils eine Ausnahme – alle der restlichen Dax-Unternehmen in die ESG-Ableger – also zum Beispiel auch eine HeidelbergMaterials oder eine Deutsche Bank. Das bedeutet somit, dass die Dax-ESG-Indizes derzeit eher für Anleger interessant sein dürften, die in erster Linie einen Dax ohne Rüstungshersteller und klassische Kraftwerksbetreiber suchen.
Will man allerdings nur echte Dax40-Werte haben, dann kommt hier allein der Dax-ESG-Screened infrage. Deshalb umfasst er für gewöhnlich auch weniger als 40 Werte. Der Dax-50-ESG und der Dax-ESG-Target gehen da einen anderen Weg. Hier hat die Deutsche Börse die Anzahl der Titel auf 50 bzw. 40 fixiert. Das führt zwangsläufig dazu, dass die nicht von Dax-Unternehmen besetzten Plätze aufgefüllt werden müssen. In beiden Fällen kommen die Nachrücker dabei aus dem MDax- bzw. TecDax-Lager.
Der Dax-ESG-Target scheint hierbei aktuell das bessere Konzept zu verfolgen, liegt er doch im historischen Renditevergleich ein Stück vor dem Dax-50-ESG – auch wenn die drei Dax-ESG-Indizes insgesamt keine wirklichen Dax-Outperformer sind.
Doch für die Käufer entsprechender ETFs, welche die Dax-ESG-Indizes eins zu eins nachbilden, dürfte es wichtiger sein, dass die schwarzen Schafe nicht enthalten sind.
Allerdings führte ein ESG-Stempel auf dem deutschen Aktienindex Dax auch zu einer abweichenden Sektorgewichtung, wie ein Vergleich des iShares-Dax-ESG-ETF (dem der Dax-ESG-Target-Index zugrunde liegt) mit dem iShares-Core-Dax-ETF (der den klassischen Dax abbildet) verdeutlicht. So ist der Anteil an Finanzwerten in der ESG-Variante höher, der von Industrieunternehmen hingegen niedriger. Besonders auffällig: Durch den Wegfall von E.on und RWE tauchen dort außerdem keine Versorger mehr auf.
Fazit
Wer beim Dax-Index eine nachhaltigere Variante sucht, hat jetzt drei Alternativen zur Hand, die in der Vergangenheit ähnliche Ergebnisse lieferten wie das Original.
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