Die Reise durch die Börsenwelt geht weiter. Als ich noch für eine Vermögensverwaltung gearbeitet habe, wurde ich oft – wie oben beschrieben – von meiner Frau begrüßt. Das bedeutet, sie hatte mir vorher gesagt, wohin der Aktienmarkt laufen würde, und ich war anderer Meinung. Ratet mal, wer dann Recht hatte, wenn mir dieser Satz entgegenschlug?
Wird diese Börsenweisheit dieses Jahr wieder stimmen?
Nun, der Dax hat sich brav (wie auch von meiner Frau prophezeit) in Richtung 15.700 erholt und in der Spitze sogar 15.900 Punkte erreicht. Damit fehlten nur noch ca. 2 Prozent bis zu den historischen Höchstständen bei 16.200 Punkten. Die Nasdaq konnte zwar zwischendurch auch 500 Punkte zulegen auf über 13.200 P., musste aber die Gewinne fast wieder komplett abgeben. Was hier besonders auffällt ist, dass im bisherigen Jahresverlauf der US-Aktienmarkt nur von wenigen Werten angeführt wird. Drei große Technologie-Aktien (Apple, Microsoft, Nvidia) sind für ca. 50 Prozent und 10 Aktien für 95 Prozent des Jahresgewinns verantwortlich.
Das ist erstmal kein so gutes Zeichen, wenn die Marktbreite fehlt und nur wenige Titel steigen. Zumal der Stimmungsindikator „Greed and Fear“ zwischenzeitlich wieder auf über 70 gestiegen ist und zusammen mit einem sehr niedrigen Volatilitätsindex VIX eine gewisse Sorglosigkeit signalisiert. Allerdings ist im 3. Jahr einer Präsidentschaft der Saisonzyklus bis Mai eigentlich immer positiv gewesen.
Wie ist das aktuelle Umfeld einzuschätzen?
Ein weiteres Warnsignal ist die Entwicklung der US-Geldmenge (aktuell -4% zum Vorjahr), die sich zuletzt abgeschwächt hat, wie seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er nicht mehr. In der Vergangenheit hat die Börsenentwicklung immer sehr stark mit der Geldmengenentwicklung korreliert. Daran ändern auch die jüngste Liquiditätsspritze über 420 Mrd. USD nichts, die zur Stabilisierung der US-Banken bereitgestellt wurden. Die nächste Zinsentscheidung steht am 3. Mai an. Je nachdem, ob die US-Notenbank weitere Zinserhöhungsschritte für möglich erklärt oder zumindest eine längere Pause ankündigt, wird entsprechende Auswirkungen auf den weiteren Kursverlauf der Aktienmärkte haben.
Interessant ist dabei, das in der Vergangenheit die Phasen zwischen letzter Zinserhöhung und erster Zinssenkung eher positiv waren. Allerdings kam es nach der ersten Zinssenkung fast immer zu einem empfindlichen Rückschlag, der im Durchschnitt um die 20 Prozent betrug.
Wie ist das dann für die deutsche Wirtschaft bzw. den Dax?
Der umgekehrte Fall (nur USA in der Rezession) trat nur einmal auf. Das war Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre. Der Dax korrigierte während der US-Rezession. In den meisten Fällen befinden sich Deutschland und die USA gleichzeitig in einer Rezession. Dass der Dax während einer Rezession nicht gut performt, sieht man auf den ersten Blick (einzige Ausnahme 2012). Die USA sind für viele Dax-Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt. Viele Unternehmen erzielen in den USA ebenso viel Umsatz wie in Deutschland.
Wie sieht das charttechnische Bild derzeit aus?
Vorher könnte der deutsche Leitindex aber noch einen Umweg nach oben machen, insbesondere wenn es positivere Zinssignale aus den USA gibt. Dann wäre das eingezeichnete A,B,C-Muster mit einem Kursziel von knapp 16.400 Punkten möglich, was sogar ein neues historisches Hoch für den Dax bedeuten würde. Die nächsten Wochen wären dafür gut geeignet, denn der Dax steht in seinem 16-Wochenrhythmus (Artikel lesen) in der günstigen Phase (Woche 13-15)
Fazit:
Solange der Dax oberhalb der Zone 15.000 – 15.150 P. notiert, kann man engagiert bleiben und auf noch höhere Kurse hoffen. Spätestens bei Unterschreiten dieser Zone, sollte man lieber etwas in Deckung gehen. Wem die derzeitige Gemengelage zu unsicher ist, sollte sich meinen aktuellen Beitrag Mit dem Thema „Volatilität“ mein Depot bereichern einmal näher anschauen. Hier wird beschrieben, wie man sein Portfolio etwas risikoärmer aufstellen kann.
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