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Wie funktionieren Rohstoff-ETFs?

Rohstoff–ETFs bilden i. d. R. synthetisch einen bestehenden Index ab, da in die jeweiligen Commodities nicht direkt investiert werden kann. ETFs auf breit gestreute Rohstoff–Indizes können sinnvoll sein, um ein Portfolio zu diversifizieren und dadurch das Risiko weiter zu streuen.

Warum eine synthetische Abbildung?

Die physische Investition in Rohstoffe ist für den Otto-Normal-Verbraucher nicht realisierbar. Kaum jemand kauft sich tonnenweise Öl oder Kaffee und lagert diese ein, um sie später mit Gewinn zu verkaufen. Bei Fonds und Rohstoff–ETFs findet die Investition in Metalle, Rohstoffe oder Agrarprodukte nur über Derivate statt.

Worin liegt der Unterschied zwischen aktiven Rohstofffonds und passiven Rohstoff-ETFs?

Das Fondsmanagement eines aktiven Rohstofffonds übernimmt alle Käufe und Verkäufe selbst und ist damit sehr kostenintensiv (knapp 2 % jährlich + evtl. Ausgabeaufschläge beim Kauf). Ein Rohstoff–ETF – kommt – wie jeder andere Indexfonds auch – dagegen ohne aktives Management aus. ETFs versuchen nicht den Markt zu übertreffen, und durch diese sogenannte passive Anlagestrategie können Kosten reduziert und Ausgaben kontrolliert werden (ca. 0,5 % pro Jahr).

Beispielrechnung:

Bei einer monatlichen Investition von 150 EUR und einer durchschnittlichen Rendite von circa 5 % im Jahr, beläuft sich der Renditeunterschied nach 24 Jahren auf 13.288,47 EUR. Dabei wurden keine Ausgabeaufschläge berücksichtigt, welche den Unterschied noch vergrößern würden.

Wie bilden Rohstoff-ETFs den Markt ab?

Sie investieren nicht direkt in Rohstoffe, sondern bilden die Wertentwicklung eines Rohstoff-Index synthetisch nach. Dazu verwenden sie derivative Wertpapiere wie Futures.

Exkurs: Future

Im Detail ist ein Future eine Form des Vertrages, bei der eine Vertragspartei dazu angewiesen ist, einen Rohstoff zu liefern. Die andere Partei ist hierbei zur Abnahme verpflichtet. Dabei sind Preis, Zeitpunkt, Menge und Qualität genau festgelegt. Allerdings handelt man mit Futures in den meisten Fällen nicht den realen Rohstoff. Wirkliche Lieferungen des Rohstoffs finden nur in absoluten Ausnahmefällen statt. Vielmehr versucht man Kursgewinne zu erzielen.

Im Fall der Rohstoffe bildet der Future dann die Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffs in der Zukunft ab. Ist der Börsenkurs des Futures zum Zeitpunkt des Verkaufs gestiegen, kann die Verkäuferin bzw. der Verkäufer einen Gewinn verzeichnen. Umgekehrt wird ein Verlust eingefahren, wenn der Börsenkurs zum Zeitpunkt des Verkaufs unter dem Kaufwert liegt.

Rohstoff–ETFs enthalten natürlich nicht nur Futures, die zurecht als komplex verstanden werden. Sie können auch Aktien und Anleihen von Unternehmen enthalten, die auf dem Rohstoffmarkt vertreten sind. So bilden ETFs ebenso ab, wie sich diese Unternehmen entwickeln.

Auch Edelmetalle, wie beispielsweise Gold, können mit Futures gehandelt werden. Hier spricht man von Exchange Traded Commodities (ETCs), die man am Markt zum aktuellen Kurs erwerben kann. Man erwirbt also auch hier keine physischen Rohstoffe wie etwa Goldbarren, sondern nur einen ETC, der Derivate enthält.

Rollverluste bei Rohstoff-ETFs vermeiden

Die Rendite ist ein treibender Faktor und der kommt bei Futures durch einen kontinuierlichen Einkauf und Verkauf zustande. Diese Einkäufe und Verkäufe werden als „Rollen“ bezeichnet. Dabei sind mit dem Kassapreis (dem aktuellen Einkaufs- und Verkaufspreis des Futures) und dem Terminkurs (dem Kurs des Futures, also dem Preis für die Lieferung in Zukunft) zwei Größen relevant. Die Differenzen zwischen diesen beiden Größen nennt man auch „Rollgewinne“ oder „Rollverluste“. Nehmen wir an, wir verkaufen ein Future.

Hier kann es zu drei verschiedenen Szenarien kommen:

1. Der Terminkurs des Futures ist kleiner als der aktuelle Kassapreis. Somit erwirtschaftet man einen Rollgewinn – der Markt befindet sich in Backwardation.

2. Der Terminkurs des Futures ist höher als der aktuelle Kassapreis. Somit erwirtschaftet man einen Rollverlust – der Markt befindet sich in Contango.

3. Der Preis bleibt gleich, was keine Kursveränderung bewirkt – eher unüblich.

Natürlich ist es sinnvoll, Rollverluste zu vermeiden, um die Rendite von Rohstoff–ETFs zu sichern. Beim Handel mit Rohstoffen spielen sie also eine wesentliche Rolle. Insbeondere bei langfristigen Anlagestrategien und bestehenden Aufwärtstrends am Rohstoffmarkt können Rollverluste entsprechende Rendite kosten.

Dazu besteht aber eine Ausnahme: Der Markt hat den ersten Rohstoff–Index entwickelt, der das Konzept der „Constant Maturities“ einsetzt, nämlich den Constant Maturity Commodity Index (CMCI), um das Problem der Rollverluste zu lösen. Dahinter stehen ein neuer Austauschmechanismus auf täglicher Basis sowie bis zu fünf verschiedene Kontraktlaufzeiten statt ausschließlich kurzer Laufzeiten. Mit diesem neuen Ansatz will man es ermöglichen, an der Performance der Forward-Märkte im Rohstoff-Bereich teilzuhaben. Ob der CMCI die Gesetzmäßigkeiten des Rohstoffmarktes dabei außer Kraft setzen kann, lässt sich jedoch anzweifeln. Zu Rollverlusten wird es sehr wahrscheinlich immer kommen, auch mit diesem neuen speziellen Index.

Wie ist das Risiko einer Investition einzuschätzen?

Rohstofffonds können zwar hohe Renditen erwirtschaften, sind aber auch in stark volatilen Märkten beheimatet. Das bedeutet, dass die Kurse stark schwanken können und die Entwicklung unsicher ist. Rund 75 % aller ETFs sind UCITS-konform. Die „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“ – kurz UCITS und zu deutsch “Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“ (OGAW) – bilden ein weltweit anerkanntes System von Sicherheitsstandards. So müssen entsprechende ETFs beispielsweise eine ausreichende Diversifikation aufweisen, um den UCITS-Richtlinien zu entsprechen – so auch Rohstoff–ETFs.

Was sollte man beim Kauf von Rohstoff-ETFs beachten?

Aufbau

Man sollte vorab einen Blick in die vertretenen Titel und einzelne Rohstoffe werfen, da hier häufig der Teufel im Detail steckt. Ist der ETF beispielsweise mit physischem Gold besichert oder enthält er nur die Aktien von Goldminen? Dadurch kann sich der ETF unterschiedlich entwickeln und eine andere Kostenstruktur aufweisen.

Gebühren

Die Gebühren eines Rohstoff-ETFs sind meist höher als bei klassischen ETFs auf Aktien. Das liegt daran, dass die Rohstoffpreise über Finanzderivate (sogenannte Futures) nachgebildet und laufend angepasst werden müssen. Dadurch entsteht ein höherer Verwaltungsaufwand. Sprich: Je mehr Futures, desto mehr Aufwand und desto höher die Kosten.

Ethischer Aspekt

Man kann neben Agrarprodukten und Lebensmitteln auch Lebendvieh über Rohstoff-ETFs erwerben und handeln. Bei einigen Fonds wird dies aus ethischen Gründen ausgeschlossen. Man kann sich im Fondsprospekt informieren, welche Rohstoffe im ETF enthalten sind, um eine gewissenhafte Investitionsentscheidung zu treffen.

Saisonalität

Stärker als andere Anlageklassen haben Rohstoffe eine starke Saisonalität, sprich sie bewegen sich in bestimmten Zeitfenstern immer ähnlich. Genauso, wie das Benzin am Morgen teurer ist als abends, schwankt der Preis für Öl oder andere Rohstoffe.

Vor- und Nachteile von Rohstoff-ETFs zusammengefasst

• Rohstoffe können aufgrund ihrer niedrigen Korrelation zu den Aktienmärkten ein interessanter Baustein in einem breit diversifizierten Portfolio sein.

• Durch passive Indexabbildung entstehen geringere Kosten als bei aktiven Fonds

• Rohstoff–ETFs bestehen u.a. aus Futures. Beim Handel können Verluste entstehen, welche die Rendite des ETFs mindern können

• Teilbereiche des Rohstoffmarkts sind stark volatil – insbesondere der Ölmarkt. Das erhöht das Risiko der Investitionen

• Die Kursentwicklung von Rohstoffen ist schwer vorherzusagen. Einige Anlegerinnen und Anleger nutzen Rohstoff–ETFs als Spekulationsobjekt

• Es besteht – nicht aber nur bei Rohstoff-ETFs, sondern bei allen ETFs und auch Fonds – ein Verlustrisiko

Fazit: Wie sinnvoll sind Rohstoff-ETFs?

Rohstoff-ETFs stellen als alleinstehende Position im Portfolio ein hohes Risiko dar, denn die Kurse von Rohstoffen sind schwer vorherzusagen. Allerdings reduzieren Commodities in einem diversifizierten Depot bei einer Beimischung von beispielsweise 5 – 10 Prozent das Gesamtrisiko des Portfolios.

Einige Rohstoffe werden als ETC gehandelt (klick hier)

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Jim Rogers ist eine Legende der Wall Street. Seit über 30 Jahren tradet der Börsenprofi so erfolgreich wie kaum ein anderer. Er vermittelt in diesem Buch die Grundlagen des Rohstoffhandels.

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