Bei der Entscheidung für einen ETF kannst Du zwischen 2 Varianten wählen: Thesaurierend und Ausschüttend.
Ausschüttend:
Bei ausschüttenden ETFs erhält man die Kapitalerträge zu einem bestimmten Stichtag auf das Konto überwiesen, über die man dann frei verfügen kann. Wann dies geschieht – ob einmal pro Monat oder pro Quartal, halbjährlich oder jährlich ‑ hängt von dem ETF ab. Bevor aber die Auszahlung auf Dein Verrechnungskonto erfolgt, werden die Steuern (Abgeltungssteuer sowie Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) in der Regel automatisch von der Depotbank abgezogen und an das Finanzamt abgeführt. Mit einem Freistellungsauftrag lässt sich der jährliche Sparerpauschbetrag nutzen, sodass erst die Erträge besteuert werden, die über dem Freistellungsauftrag liegen.
Danach kannst Du über die Erträge frei verfügen, Dir etwas Schönes davon kaufen oder sie wieder in den ETF reinvestieren. Ausschüttende ETFs eignen sich daher z.B. als zusätzliches (passives) Einkommen, da sie in regelmäßigen Abständen automatisch einen gewissen Betrag auszahlen, dessen Höhe durchaus variieren kann. Zudem können bei der Wiederanlage der Erträge weitere Gebühren, wie etwa Transaktionskosten, anfallen. Du erkennst einen ausschüttenden ETF meist an der Abkürzung „Dist“ in seinem Namen, was auf Englisch für „Distributing“, also „ausschüttend“, steht.
Wann zahlt ein ausschüttender ETF Erträge aus?
Der Zeitpunkt der Ausschüttung kann sich je nach ETF unterscheiden. Oft erhältst Du den Betrag halbjährlich, quartalsweise oder einmal im Jahr. Sogar monatlich ist dies möglich. Im FactSheet des jeweiligen ETFs findest Du nähere Informationen dazu. Schüttet dein ETF seine Erträge nicht einmal pro Monat aus, kannst Du mit der Investition in unterschiedlich ausschüttende ETFs ein monatliches passives Einkommen erzielen. Beispielsweise können zwei ETFs ihre Ausschüttungen jeweils quartalsweise vornehmen. Doch während der eine den jeweiligen Betrag im Januar, April, Juli und Oktober auszahlt, setzt ein anderer auf Februar, Mai, August und November. Kombinierst Du diese mit einem weiteren, der im März, Juni, September und Dezember ausschüttet, kannst du monatlich eine Auszahlung erhalten.
Thesaurierend:
Bei thesaurierenden ETFs verbleiben die Kapitalerträge im Fonds und werden somit automatisch wieder reinvestiert. Das hat den Vorteil, dass sich der Wert der ETF‑Anteile erhöht und man – vor allem bei langen Anlagezeiträumen – besonders stark vom Zinseszinseffekt profitieren kann.
Thesaurierende ETFs sind besonders für lange Zeiträume geeignet. Zum Beispiel für die private Altersvorsorge, denn hier kann der Zinseszinseffekt besonders stark wirken. Man muss sich dabei auch nicht um die Wiederanlage der Erträge kümmern und spart deshalb Zeit und unnötige Transaktionskosten. Ob ein ETF thesaurierend ist oder nicht, erkennst Du für gewöhnlich schon an der Abkürzung „Acc“ in dessen Namen. Diese steht für die englische Bezeichnung „Accumulating“, was „thesaurierend“ bedeutet.
Im folgenden Beispiel sieht man, wie signifikant das exponentielle Wachstum des Zinseszinseffektes über lange Zeiträume sein kann. Dabei fällt besonders auf, wie groß der Anteil der Zinsen und Zinseszinsen in Relation zu der Einzahlung werden kann und wie sehr sich das für die Gesamtrendite lohnt.
Doch unabhängig davon, ob man einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF wählt, an der Funktionsweise des ETFs, z.B. auf den MSCI World, ändert sich grundsätzlich nichts.
Steuer:
Thesaurierende und ausschüttende ETFs sind steuerpflichtig. Zu welchem Zeitpunkt Steuern auf ETFs fällig werden, unterscheidet sich je nach Art der Ertragsverwendung.
Ist das direkte Versteuern der ausgeschütteten Erträge ein Vorteil?
Ja, das Investieren in einen ausschüttenden ETF kann ein Vorteil sein, wenn Du deinen jährlichen Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft hast. Denn dieser ermöglicht es, dass bei realisierten Erträgen bis zu 1.000 Euro bei Ledigen bzw. 2.000 Euro bei Zusammenveranlagten, keine Steuern anfallen gültig für jedes Jahr.
Ein thesaurierender ETF bietet den Vorteil, dass Dein Geld langfristig stärker vom Zinseszinseffekt profitieren kann, da die jährliche Besteuerung mit der Vorabpauschale zunächst geringer ausfällt. Da die Erträge, die im ETF verbleiben automatisch reinvestiert werden, entstehen Dir weniger Aufwand und Kosten für die Wiederanlage in diesen Fonds. Der Großteil an Steuern wird dann erst nach vielen Jahren beim Verkauf von ETF‑Anteilen gezahlt und ist dann abhängig von dem geltenden Steuerrecht.
Welcher ETF ist also besser: thesaurierend oder ausschüttend?
Ob ein thesaurierender oder ausschüttender ETF besser ist, hängt von den individuellen Zielen Deiner Geldanlage ab. Thesaurierende ETFs helfen Dir beim langfristigen Vermögensaufbau, da Du durch die automatische Wiederanlage der Kapitalerträge besonders gut vom Zinseszinseffekt profitieren kannst.
Wünschst Du Dir aber ein passives Einkommen oder hast Deinen jährlichen Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft, kann ein ausschüttender ETF die richtige Wahl sein.
Bei der Auswahl von ETFs steht es natürlich frei, auch Produkte mit beiden Arten der Ertragsverwendung in dein Portfolio aufzunehmen. Viele ETFs gibt es zudem in beiden Varianten.
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