Die Reise durch die Börsenwelt geht weiter. Als ich noch für eine Vermögensverwaltung gearbeitet habe, wurde ich oft – wie oben beschrieben – von meiner Frau begrüßt. Das bedeutet, sie hatte mir vorher gesagt, wohin der Aktienmarkt laufen würde, und ich war anderer Meinung. Ratet mal, wer dann Recht hatte, wenn mir dieser Satz entgegenschlug?
Die Prognosen 2024 der Banken für den Dax sind nicht sehr euphorisch. Im Schnitt liegen sie bei ca. 17.500 P, was ungefähr einen Anstieg von knapp 5 Prozent bedeutet. Man muss zu diesen Prognosen aber wissen, dass diese fast nie das tatsächliche Niveau in 12 Monaten voraussagen. Entweder landet der Dax deutlich höher oder tiefer wie prognostiziert. Auch für den US-Index S&P500 wird nur ein überschaubarer Anstieg erwartet.

Wie könnten die Aktienmärkte in das neue Jahr starten...?
Der Dax hat von seinem Tief Ende Oktober ca. 15 Prozent gewonnen und hat mit 16.751 Punkten das Jahr beendet. Die Marktteilnehmer erwarten in 2024 relativ bald Zinssenkungen, da sich die Inflationsraten schneller als erhofft wieder stark zurückgebildet haben.

Dementsprechend dürften die Käufe insbesondere im Dezember dazu geführt haben, dass die institutionellen Anleger (und viele Private) Anfang Januar dann voll investiert sind, wenn die neue Liquidität abgearbeitet ist. Das ist dann die genau gegenteilige Situation von Anfang 2023, als der allgemeine Pessimismus zu hohen Barquoten und geringen Aktienquoten geführt hatte.
Eine volle Positionierung in Aktien und bis Januar noch weiter gestiegene Stimmungsindikatoren (Fear & Greed-Index mit 76 schon im Extrembereich) könnten dann Signal sein, dass das erste Halbjahr 2024 am Aktienmarkt international schwieriger wird. Das US-Wirtschaftswachstum (3. Quartal noch 5,2%) dürfte deutlich nachlassen und in den ersten beiden Quartalen 2024 negativ werden. Mit dem üblichen längeren Verzögerungseffekt dürften höhere Fremdkapitalzinsen auf Unternehmen, Investitionen und Konsum drücken.
Was sind mögliche Gründe für einen Marktrückgang?
Kritisch könnte die Entwicklung der US-Geldmenge M2 sein. Bisher hat sich diese entsprechend dem vorangegangenen starken Anstieg ab 2020 wieder dem Trend angepasst. Immerhin handelt es sich um die drittstärkste Abschwächung der US-Geldmenge in den letzten über 100 Jahren. Am stärksten ging es abwärts zwischen 1929 bis 1933 um 39%. In der jüngsten US-Geldmengenabwärtsbewegung schrumpfte diese bisher um 4,5% (bis zuletzt gefallen). Die bisher eingetretene Geldmengenschrumpfung hat sich wahrscheinlich weniger drastisch auf die Gesamtwirtschaft ausgewirkt, als z.B. in den 30er-Jahren, da die entsprechende Geldmengenexplosion 2020 vorangegangen war. Die tatsächlichen Auswirkungen dürften sich dann erst im kommenden Jahr zeigen.

Für konjunkturell schwierige Zeiten im kommenden Jahr spricht auch die schon wieder mehr invers gewordene amerikanische Zinskurve. In der US-Geschichte gab es nur eine inverse Zinskurve, die länger anhielt. Selbst der härteste US-Notenbanken-Präsidenten Paul Volcker hatte nicht so lange so stark gebremst. Von den zehn Perioden einer inversen Zinskurve in der Nachkriegszeit in den USA folgte in neun Fällen eine Rezession. Die Konjunkturauswirkung nach dem Beginn der Inversion begann in der Vergangenheit nach 19 Monaten. Somit wäre im Februar 2024 eine Rezession fällig.
Für Europa preisen die Terminmärkte bereits für April 2024 mit 90% Wahrscheinlichkeit die erste Zinssenkung ein. Hintergrund ist die schlechtere Konjunktur in Europa und der gegenüber den USA deutlichere Inflationsrückgang. Das klingt für die Börsenaussichten eigentlich positiv. Man muss dabei aber beachten, dass in der Vergangenheit die Aktienmärkte in Europa und USA erstaunlicherweise im Zuge der Zinssenkungen oft am schwächsten tendierten, weil in Rezessionsphasen dann die Wirtschaftsmeldungen am ungünstigsten waren. Sie fanden erst dann Boden, wenn die Zinssenkungen beendet waren. Ohne Rezession steigen die Aktienkurse.

Wie sieht die charttechnische Situation im DAX aus?

Im Dax-Chart lässt sich ein Wolfe-Keil erkennen, dessen Ziel bei ca. 14.600 Punkte liegen würde. Dabei könnte der Index durchaus erst einmal noch bis ca. 17.500 steigen am Jahresanfang und erst im Verlauf des ersten Halbjahrs den Weg nach unten suchen.
Fazit!
Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen bereits einiges vorweggenommen und sind damit in den nächsten Monaten rückschlaggefährdet. Deshalb empfiehlt es sich wieder Cash aufzubauen, um dann zu niedrigeren Kursen wieder zukaufen zu können.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Wer sich für das Traden interessiert
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