Jäger verfügen i. d. R. über eine exzessive Ausdauer, u. U. über ein ruinöses Durchhaltevermögen und die (Spiel-)Sucht könnte ihn befallen. Aber wenn er es schafft seine Strategien an seinen Charakter anzupassen, kann er seine Stärken in Erfolg umwandeln. Leider ist die Börse ein fast perfektes Medium, um paranoide Denkstrukturen zu entwickeln. Viele Trader sind sich absolut sicher, dass jemand (Bank, Emittent) gegen sie tradet. Das mangelnde Zeitgefühl kann dazu führen, dass man als Trader verwahrlost. Manche achten nicht mehr auf ihr Äußeres, sie essen das Falsche (Junk-Food), raucht vor Anspannung und trinken zu viel Kaffee oder brauchen zum Runterkommen Alkohol. Um ein guter Jäger zu sein, wäre es aber besser, auf seine Fitness zu achten und eine gesunde Lebensweise zu führen.
Nicht wenige Trader neigen dazu, exzessiv an der Börse zu traden. Man ist sogar bereit, das letzte Hemd zu investieren. Entweder die Beute (Börse) oder er – Sieg oder Krankenhaus. Dieses Alles-oder-Nichts-Spiel ist gefährlich und muss unter allen Umständen vermieden werden.
Wichtig: Traden ist eine Kunst und muss deshalb umfangreich – immer wiederkehrend – geübt werden. Leider ist es aber ein fataler Irrtum zu glauben, dass Börsenerfolg allein durch Wissen bedingt ist. Man braucht die notwendige Erfahrung, ein anderes Verständnis von Börse, nämlich die Fähigkeit, auf das Wesentliche zu schauen.
Die wichtigsten Anfänger-Grundregeln für kurzfristiges Trading
Regel 1:
Anschubfinanzierung – Eintrittsgeld bereitstellen! Um als (Day-)Trader erfolgreich zu sein, braucht man u. U. mehrere Jahre. Man muss erstmal Geld in eine Ausbildung investieren, also eine Traderausbildung machen. Zusätzlich sollte man Geld, dass man anfangs einsetzen möchte. Das lässt sich durchaus als Eintrittsgeld definieren, um langfristig dabei sein zu können. Viele Broker bieten zudem ein Demokonto an, mit dem man seine ersten Erfahrungen gefahrlos sammeln kann.
Regel 2:
Vermögenserhalt – nie alles riskieren! Auch wenn man glaubt, die Mutter aller Trades vor Augen zu haben, sollte man nie alles riskieren. Erfahrene Trader riskieren i. d. R. nur ein Prozent ihres Kapitals pro Trade. Also nicht wie ein Pokerspieler alles auf eine Karte zu setzen! Das Schlimmste kann immer geschehen, auch wenn man es nicht glaubt.
Regel 3: Angstfreies Traden – die Lebensumstände absichern! Wenn es nicht so läuft wie gewünscht und man von den Börsengewinnen leben muss, kommt bald Angst auf. Wenn Du mit existenzieller Angst tradest, wirst Du versuchen, nur noch die sicheren Trades zu machen. Aber mit Angst kann man nicht erfolgreich handeln. Lieber eine Pause machen, bis man mental wieder bereit ist.
Regel 4:
Überleben an der Börse – eine brauchbare Strategie finden! Im „Dschungel“ Börse geht es zunächst einmal darum zu überleben. Am Anfang sollte man erstmal kleine Ausflüge in diesen Dschungel wagen, damit man sich nicht zu sehr verletzt. Dabei versuchen ihn kennenlernen wie die eigene Westentasche. Man wird sich erstmal viele Schrammen holen, bevor man zu den besseren Tradern gehört. Diese Schrammen sollten nicht so groß werden, damit sie einem nicht die Kraft nehmen.
Du kannst an der Börse nur gewinnen, wenn Du den Markt real fühlst. Du musst reales Geld gewinnen und verlieren. Dabei lernst Du, Deinen Instinkten zu vertrauen und kannst feststellen, wann Du zu viel Geld, zu große Positionen verwendest, die Dir Deinen Schlaf rauben. Vergiss den schnellen Reichtum. Du willst Trader werden, und dann musst Du erstmal lernen, in diesem Börsendschungel zu überleben.
Eine durchaus brauchbare Strategie wäre es zunächst einmal, sich eine Summe zu überlegen, die man maximal in einem Jahr verlieren möchte. Dann verteilt man diese auf 4 Quartale und immer, wenn diese Summe verspielt sein sollte, macht man in diesem Quartal Pause. Du wartest also auf das nächste, um dann erneut ein Viertel der Gesamtsumme einzusetzen. Der Vorteil ist, dass man die Zeit nutzen kann, über das Erlebte nachzudenken. Man kann sich neue Techniken oder Methoden ansehen und es beim nächsten Mal besser machen.
Dadurch vermeidest Du, dass Du in einen Trading-Wahn gerätst, und Dich stattdessen Dich wieder neu besinnen kannst.
Regel 5: Schmerzen als Chance – selbst aus Verlusten Nutzen ziehen! Ein Verlust kann körperliche Schmerzen bereiten. Wo findet er in Deinem Körper statt und was will er Dir sagen? Verzage nicht, wenn Du wieder Geld verloren hast, sondern lerne daraus. Es ist Deine Beute, die Dir die Schmerzen zufügt und es geht darum, diese Beute besser kennenzulernen. Jede Narbe, die sie Dir hinterlässt, wird Dich erfahrener machen. Auch wenn es schwerfällt: Bedanke Dich für jeden Schmerz. Die Jagd wäre ja langweilig, wenn Du die Beute schnell erlegst und immer nur gewinnst. Also, der Schmerz ist wichtig, er ist gut. Es gilt, ihn zu spüren und ihn zu transformieren, ihn in noch mehr Geschicklichkeit und Trading-Verstand umzusetzen.
Regel 6:
Flexibilität und Vorsicht – immer wachsam bleiben! Glaube nicht, dass etwas stets funktioniert! Immer wieder bilden sich an den Börsen Regelmäßigkeiten, doch eine Garantie, dass dies immer so bleibt, gibt es nicht! Denn die Börse lernt genauso schnell wie Du, wenn nicht sogar schneller. Woran liegt das?: Wenn zu viele Marktteilnehmer eine Funktionsweise als erfolgsversprechend erkennen, wird die Gegenseite kleiner. Somit schiebt sich der erkannte Einstiegszeitpunkt immer weiter nach vorne, bis er sich schließlich auflöst. Wenn also zu viele Trader die gleichen Techniken anwenden, wird die Börse das bemerken, und sich umstellen. Viele erfahrene Trader berichten davon, dass sie gefühlt haben, wenn etwas an den Börsen sich änderte.
Regel 7:
Abseits der Masse – dort jagen, wo kein anderer jagt! Willst Du auch die Beute jagen, hinter der alle her sind. Der schlaue Jäger geht eigene Wege abseits der breiten Mainstream-Meinungen. Für Themen, die in den Massenmedien aufgegriffen werden, ist es meist schon zu spät. Beim Traden ist es ähnlich. Ist eine Aufwärtsbewegung im Tagesverlauf schon weit fortgeschritten, ist ein Positionsaufbau in Richtung steigende Kurse eher nicht mehr anzuraten. Möglicherweise gerätst Du in eine Konsolidierung (Seitwärtstrend) und wirst unglücklich ausgestoppt. Du musst also versuchen, möglichst früh in eine Bewegung hineinzukommen.
Regel 8:
Mehr als Geld – nie den Respekt vor der Börse verlieren! Versuchen Dir immer wieder bewusst zu machen, wie ernst das Traden ist! Denn Jäger haben oft ein sehr seltsames Verhältnis zu Geld, das ihnen oft zu unwichtig ist. Es geht ihnen um ihre Unversehrtheit, um Ihr Leben – und zwar bei jedem Trade – nicht nur ums Geld! Besser wäre es, Du definierst die Börse als Raubkatze, die sich ganz schnell von der Gejagten zur Jägerin verwandeln kann. D. h., es wird Dir an der Börse nichts, aber auch gar nichts geschenkt. Machen Dir also immer wieder bewusst, dass Du um jeden Cent kämpfen musst, als wäre es Dein letzter.
Regel 9:
Kühlen Kopf behalten – den Markt nicht übertraden! Was ist die wichtigste Eigenschaft beim Traden: Warten und Geduld. Viele gehen aber lieber dann eine Position ein, wenn sie gerade Lust oder ein wenig Zeit haben. Der Jagdtrieb ist größer als die Geduld. Du solltest aber nur handeln, wenn Du vollkommen auf Jagd eingestellt bist. Warte auf die besten Chancen, warte auf den Zeitpunkt, an dem die Börse durch irgendetwas aus der Reserve gelockt wird. Dann kannst Du die wirklich guten Trades machen.
Versuche herauszufinden, wann Deine Beute am einfachsten zu erledigen ist. Jeder Index, jede Aktie hat unterschiedliche Zeitpunkte, an denen die wichtigen Kursbewegungen stattfinden. Die Börse entwickelt – ähnlich wie eine Raubkatze – ihre eigenen Gewohnheiten. Finden diese heraus. Konzentrieren Dich deshalb – gerade am Anfang – nur auf einige wenige Aktien oder einen Index. Kontrolliere also Deinen (Spiel-)Trieb. Viele Trader haben das Problem, dass sie einfach nicht vom Markt wegbleiben können. Vermeide diese Sucht!
Regel 10:
Großzügig bei Erfolg – die Beute teilen! Wenn Du Beute machst, gib etwas ab. Iss Dich satt, aber spende einen kleinen Teil der Beute. Gib z. B. einem Bettler etwas ab. Teile es mit der Familie. Du wirst in diesen Situationen ein starkes Gefühl der Selbstzufriedenheit erfahren. Auf einmal hat diese Arbeit einen Sinn.
Regel 11:
Und nun los – diese unglaubliche Chance nutzen! Trotz dieser Herausforderungen kann die Börse Jägern zu einem sinnerfüllten Leben verhelfen. Sie kann Dir alles geben, was das Leben spannend macht. Mehr noch als Luxus und Geld.
Die Börse kann Dir neben einem Sinn ein Ziel im Leben geben: Du willst ab heute eine der besten Jäger im Dschungel werden (denn nichts weniger sollte das Ziel eines Jägers sein).
Diese Vision kann Dir viele höchst interessante und spannende Jahre verschaffen.
Die Börse ist Deine große Chance! Nutze sie!
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