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Norwegischer Staatsfonds

Für was steht Norwegen?

Norwegen ist der zweitgrößte Fischexporteur der Welt und kann hier auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Fischerei trägt ca. 5 Prozent zum Außenhandel bei. Das sogenannte Aquafarming, also die Züchtung von Fischen in den Meeres-buchten, gibt es bereits seit 1850. Trotzdem galt man bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als eines der ärmeren Länder Europas. Durch die beginnende Förderung von Öl- und Gasreserven seit Ende der 1960er Jahre fand jedoch ein starker Aufschwung statt, der dazu führte, dass Norwegen in den Jahren 2001 bis 2006 und dann wieder ab 2009 von den Vereinten Nationen zum Land mit dem höchsten Lebensstandard gewählt wurde. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts geht die Förderung von Öl zwar zurück, aber man ist immer noch ein bedeutender Exporteur. Mittlerweile gehört man aber als Erdgasproduzent zu den zehn größten der Welt.

Was macht Norwegen mit seinen Ölerträgen?

Im Gegensatz zu vielen anderen, stark von Rohstoffen abhängigen Ländern, hat man seine Erlöse aber sehr intelligent und vorausschauend angelegt. Man gründete einen staatlichen Pensionsfonds, in den diese Gewinne fließen. Im ersten Quartal 2023 lag dessen Bewertung bereits bei 1,4 Billionen Euro und gilt als einer der größten Staatsfonds der Welt. Damit verfügt jeder der 5,4 Mio. Einwohner über einen Anteil von ca. 260.000 €. Das Vermögen ist größtenteils in Aktien angelegt. Ziel des Fonds ist es, die wirtschaftliche Zukunft des Landes zu sichern (auch nach Ende des Öl-Booms) und die Rentenkasse des skandinavischen Landes zu stützen. Die hohen Steuerabgaben und Lebenshaltungskosten relativieren allerdings aus Sicht der Norweger dieses komfortable Vermögen.

Wie agiert der Norwegische Staatsfonds?

Der Staatsfonds selbst agiert zurückhaltend und wird deswegen gar nicht so wahrgenommen. Bis zu 70 Prozent dürfen in Aktien investiert werden, bis zu 30 Prozent des Fonds können in festverzinsliche Anlagen angelegt werden und bis zu 7 Prozent dürfen in Immobilienbeteiligungen verwendet werden. Ende 2022 war der Fonds zu 69,8 Prozent in Aktien, zu 27,5 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere, zu 2,7 Prozent in nicht börsennotierte Immobilien und zu 0,1 Prozent in Infrastruktur für erneuerbare Energien investiert.

Da man aber nur selten mehr als 5 Prozent eines Unternehmens hält, bleibt man meist als Aktionär sehr unauffällig. Der „Statens pensjonsfond“ ist an ca. 9.200 Unternehmen beteiligt und man besitzt somit 1,5 Prozent aller Aktien der Welt Zu den größten Einzelpositionen gehören Apple, Microsoft, Alphabet, Nestlé, Shell, Amazon, Roche, Taiwan Semiconductor, Novo Nordisk, ASML Holding u.v.m. Die Regierung darf nur 3 Prozent des Fondsvolumens jährlich für gesellschaftliche Zwecke verwenden.

Was den Norwegischen Staatsfonds besonders auszeichnet, ist sein ethischer Ansatz zum Investieren. Der Fonds verfolgt strenge ethische Richtlinien und schließt Unternehmen aus, die in Bereichen wie Tabakproduktion, Waffenherstellung, Korruption oder schweren Umweltvergehen tätig sind. Diese Ausschlusskriterien dienen nicht nur dazu, ethische Standards zu wahren, sondern auch, das Risiko für langfristige Investoren zu minimieren und ein Portfolio aufzubauen, das den Werten der norwegischen Gesellschaft entspricht.

Struktur und Performance

Der Fonds ist in zwei Bereiche unterteilt, dem 1967 gegründeten Nationalen Versicherungsfonds und dem sogenannten Ölfonds (weil die Überschüsse aus Öl und Gas hier einfließen). Der erstere sollte zunächst nur Rücklagen der Rentenversicherung anlegen, darf aber seit ein paar Jahren in skandinavische Aktien investieren. Der 1990 gegründete globale staatliche Pensionsfonds ist viel größer und bedeutender und darf seit 1998 in Aktien anlegen. Man musste im Jahr 2022 erstmals aufgrund der schwachen Aktienmärkte und der steigenden Zinsen einen größeren Wertverlust hinnehmen. Allerdings dürften die exorbitant hohen Gewinne aus dem Gasgeschäft hier für eine gewisse Kompensation sorgen.

Das Team um den Leiter Nicolai Tangen (Nachfolger von Yngve Slyngstad) macht über die Jahre einen sehr guten Job. Eine Langfrist-Analyse von 1998 bis 2017 kommt zu dem Ergebnis, dass der Fonds sich besser entwickelt hat als der DAX-Index (5,9 Prozent versus 5,2 Prozent p.a.) bei einer deutlich niedrigeren Schwankungsbreite. Zudem hat man sich 2010 strikte ethische Kriterien gegeben, wie z. B. keine Tabakhersteller, keine Umweltzerstörung oder Menschenrechtsverletzungen und keine Hersteller von Langstreckenraketen, Atomwaffen oder Streumunition.

Kann man diese Strategie mit ETFs nachbauen?

Wer diese Strategie mit wenig Aufwand nachbauen möchte, kann nachfolge ETFs in sein Portfolio nehmen. Diese Zusammensetzung brachte seit Anfang 2015 eine jährliche Rendite von 6,53 Prozent

Für weitere Details könnte das Buch

"So werden Sie reich wie Norwegen"

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