Die individuellen Anlageziele und die eigene Risikoneigung bestimmen letztendlich den passenden Mix aus verschiedenen Asset-Klassen für den jeweiligen Anleger oder die jeweilige Anlegerin.
Der für einen bestimmten Anleger passende Mix aus unterschiedlichen Anlageklassen hängt maßgeblich von den individuellen Anlagezielen und seinem Risikoprofil ab. Anlageprofis bevorzugen und kombinieren Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln.
In seiner ursprünglichen Form wurden historisch gesehen die Anlageklassen Aktien und Anleihen nebeneinander in ein Depot genommen, um für verschiedene Börsenszenarien besser aufgestellt zu sein. In den meisten Fällen haben sich Anleihen stabil gehalten, während Aktien nachgaben. Eine solche ungleichmäßige Entwicklung unterschiedlicher Anlageklassen verschiebt die Portfolioaufteilung der einzelnen Komponenten nach einer gewissen Zeit. Die regelmäßige Bereinigung dieser Verschiebungen im Portfolio auf die zuvor gesetzte Grundausrichtung (Grundallokation) wird Rebalancing genannt.
Warum macht Rebalancing Sinn?
Du hast Dich zu Beginn aufgrund Deines Risikoprofils für ein Portfolio aus beispielsweise 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Staatsanleihen entschieden. Über einen längeren Zeitraum erwirtschaften Aktien eine höhere Rendite als Anleihen. Diese höhere Rentabilität muss mit einem höheren Risiko bezahlt werden. Der Aktienanteil wird sich bei steigenden Kursen nach einer gewissen Zeit automatisch aufgrund der höheren Rentabilität gegenüber dem Anleihenanteil erhöhen.
Durch diesen Kursanstieg steigt als Nebeneffekt aber das Gesamtrisiko, so dass das Portfolio nicht mehr dem ursprünglichen Risikoprofil entspricht. Um dieses wiederherzustellen, bietet es sich an, regelmäßig die Gewichtungen zu überprüfen. In diesem Fall bedeutet dies, den Aktienanteil zu reduzieren und diesen in weniger riskante Anleihen umzuschichten. Eine Funktion des Rebalancings ist somit, das Portfolio laufend auf das langfristig gewählte Risikoprofil anzupassen. Um keine ungewollten zusätzlichen Risiken einzugehen, ist dies als Teil des Risiko-Managements zu verstehen.
Rebalancing kann aber auch im umgekehrten Fall einen Renditevorteil bringen. Denn in einer Phase stark sinkender Aktienkurse – während sich Anleihen stabil halten – verschiebt sich die Aufteilung zulasten der Aktien. Ein aktuelleres Beispiel dafür war die Corona-Krise 2020. Wenn man in einem solchen Krisenszenario die Nerven behält und diszipliniert seine Aktien schrittweise wieder auf die Ursprungs-Gewichtung hochnimmt, kauft man Aktien zu günstigen Bewertungen ein und profitiert mittel- bis langfristig von höheren Renditen. Wer mehr über die Ausprägungen eines Abwärtstrends (Baisse) wissen möchte, sollte diesen Artikel lesen.
Jeder gute Kaufmann weiß, dass der Gewinn bekanntlich im Einkauf liegt. Die unterschiedlichen Studien, die es dazu gibt, gehen von einer jährlichen Mehr-Rendite von 0,1 bis 0,4 Prozentpunkten über einen langen Zeitraum aus. Was auf den ersten Blick nach wenig aussieht, macht über eine Anlagedauer von z. B. 30 Jahren beachtliche 12 Prozent an zusätzlichen Vermögensendwert aus. Also bringen Disziplin und starke Nerven schlussendlich doch einen Mehrwert. Dieser Renditevorteil wird aber leider oftmals nicht genutzt, da das Rebalancing während eines Krisenszenarios viele Anleger und sogar Portfoliomanager emotional überfordert.
In welchem Rhythmus sollte man Rebalancing vornehmen?
Man sollte unter Berücksichtigung der anfallenden Transaktionskosten und Steuern auf ein gesundes Maß achten. In der Portfolio-Management-Praxis hat sich die systematische Kombination aus drei Methoden bewährt:
• ein Rebalancing bietet sich immer an, sobald dem Portfolio Gelder zu- oder abgeführt werden, da hier immer Transaktionen stattfinden müssen.
• Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass einzelne Positionen nicht mehr als 20 Prozent über der zuvor gewählten Aufteilung liegen (bei einer Aktienquote von ursprünglich 50 Prozent wäre dies bei einer Überschreitung von 60 Prozent der Fall).
• Ohne diese vorher genannten Fälle sollte man laufend unterjährig (z. B. vierteljährlich) einzelne Positionen innerhalb der Anlageklassen auf die jeweils angedachten Größenordnungen zurückführen.
Wer dabei technische Hilfe in Anspruch nehmen möchte, kann dies mit dem Rebalancing-Rechner von extraETF tun.
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