Was sind Green Bonds?
Grüne Anleihen sind eigentlich herkömmliche Anleihen, die sich durch die Verwendung der Mittel unterscheiden.
• Damit sind sie gleichrangig zu anderen Emissionen desselben Emittenten.
• Das finanzielle Risiko hängt somit nicht vom grünen Projekt ab, sondern von der Bonität des Emittenten.
• Somit werden die Bewertungen inklusive der fundamentalen und technischen Faktoren den Märkten überlassen.
• Es ist von Anfang an relativ klar, für welche Projekte das bei den Kapitalgebern eingesammelte Geld verwendet wird (bei traditionellen Anleihen nicht immer der Fall)
• Green Bonds locken also in der Regel mit guter Bonität, mit Transparenz und attraktiver, zielgerichteter Mittelverwendung.
Erhält der Anleger akzeptable Renditen?
Die Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Noch vor zwei Jahren lag die Rendite der grünen Anleihen regelmäßig einige Basispunkte unter der Rendite traditioneller Anleihen. Doch inzwischen bieten Green Bonds nahezu die gleiche Rendite wie klassische Anleihen. Das Emissionsvolumen der grünen Anleihen wird wohl weiter zunehmen, auch wenn der starke Zinsanstieg in 2022 etwas bremsend wirkt. Denn auch „Green Bonds“ sind Anleihen und damit den gleichen Marktkräften unterworfen. Die Zinserhöhungs-Offensive der Zentralbanken traf auch grüne Anleihen hart. Der Bloomberg-GlobalAggregate-EUR-Green-Bond-Index ging in 2022 um ca. 20 Prozent nach unten.
Doch nach den kräftigen Kurskorrekturen locken auch bei grünen Anleihen jetzt wieder niedrigere Einkaufskurse. Längerfristig spricht die strategische Notwendigkeit von Anlegern, ihr Kapital in entwicklungspolitisch wirksame Investitionen zu lenken, für weiteres Wachstum. Denn Politik und Gesellschaft treiben Investoren in nachhaltige Investmentstrategien.
Wie hat sich der Markt für grüne Anleihen entwickelt?
Das Volumen ist auf mehr als 2,3 Billionen Euro angestiegen, seitdem die Weltbank 2008 die erste grüne Anleihe begeben hat. Zudem sind auch neue Anleihentypen entstanden – beispielsweise SustainabilityBonds oder Sustainability-Linked-Bonds. Hier sind einige Anleihe-Modalitäten an das Erreichen bestimmter Umwelt- und Sozialindikatoren gebunden. Damit wurde aus einem Modetrend eine gefragte Anlagealternative.
Gibt es offizielle Kriterien für "Green Bonds"?
2014 haben Finanzmarktteilnehmer unter Führung des Branchenverbands International Capital Market Association (ICMA) die Green Bond Principles formuliert, was dem Markt zusätzliche Dynamik beschert hat. Diese unverbindlichen Leitlinien regeln, was eine grüne Anleihe auszeichnet.
• Den Standards zufolge sind Green Bonds alle Arten von Anleihen, bei denen die Erlöse exklusiv grüne Projekte ganz oder teilweise finanzieren oder refinanzieren.
• Die Mittel sollen also die Umwelt schützen oder den Klimawandel bekämpfen
• Die Emittenten müssen einen Jahresbericht veröffentlichen und die Bereiche offenlegen, denen die Erlöse zugeflossen sind.
• Zulässig sind unter anderem erneuerbare Energien, Energieeffizienz, grüne Gebäude und umweltfreundlicher Transport.
Manche Anleihen sind also direkt Umwelt- oder Klimaprojekten zugeordnet, andere finanzieren Tranchen von mehreren Projekten und wieder andere sind einfach von Firmen aus der Umweltbranche emittierte Unternehmensanleihen.
Wer emittiert diese Anleihen?
Ursprünglich war der Green-Bond-Markt durch europäische Entwicklungsbanken und Agenturen geprägt. Mittlerweile emittieren immer mehr Unternehmen solche Anleihen und Banken und Staaten werden ebenfalls aktiver. Gleichzeitig verbreitert sich der Markt geografisch. Bezogen auf das Emissionsvolumen belegt Deutschland nach Frankreich vor den USA und China den zweiten Platz. Hierzulande dominieren insbesondere die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Bundesrepublik Deutschland, die im September 2020 ihren ersten Green Bond emittierte.
Wie kann man möglichst breit gestreut investieren?
Es existieren aktuell etwa zehn Green-Bond-ETFs an der deutschen Börse, die einen preiswerten und diversifizierten Einstieg ermöglichen. Die meisten investieren überwiegend in Staatsanleihen und Papiere staatsnaher Emittenten. Es gibt aber auch ETFs für grüne Unternehmensanleihen.
Beispiele:
Lyxor Green Bond
Bereits 2017 legte die französische Fondsgesellschaft Lyxor (heute: Amundi) den ersten Green-Bond-ETF der Welt auf. Der Green-Bond-Pionier zählt mit seinem Fondsvermögen von inzwischen rund 564 Millionen Euro auch weiterhin zu den Schwergewichten seiner Kategorie. Der zugrundeliegende Index ist der SolactiveGreen-Bond-EUR-USD-IG. Der Index enthält mehr als 700 Green Bonds mit Investment-Grade-Rating, die von Staaten, multinationalen Unternehmen oder Entwicklungsbanken aus der ganzen Welt ausgegeben wurden (Meistens in Euro, aber auch in US-Dollar).
Ins Portfolio aufgenommen werden nur Green Bonds, die von der Climate Bonds Initiative als solche klassifiziert sind. Top-Positionen sind bei diesem replizierenden (= direkt investierenden) ETF Staatsanleihen, insbesondere aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden, außerdem aus Irland. Den Lyxor-Green-Bond-ETF gibt es auch in einer währungsgesicherten Version (ISIN: LU1563454823), bei der Wechselkursschwankungen – der nicht in Euro ausgegebenen Anleihen – neutralisiert werden.
XTRACKERS CORPORATE GREEN BOND
Startzeitpunkt des replizierenden ETFs ist Juni 2021. Er versteht sich als Alternative zu anderen Green-Bond-Fonds, da er – anders als andere – in grüne Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investment-Grade) investiert. Der ETF bildet einen neu entwickelten Bloomberg-Index ab und hält aktuell 362 Anleihen aus 30 Ländern, überwiegend jedoch von Emittenten aus dem Euro-Bereich.
Wenn es um die Auswahl und Bewertung der Anleihen geht, kommen bei diesem ETF Daten aus dem MSCI ESG Research zum Einsatz. Etwa die Hälfte der Anleihen hat eine Laufzeit von weniger als fünf Jahren, wodurch sich eine Portfolio-Duration von 5,5 und eine durchschnittliche Rendite bis zur Endfälligkeit von knapp vier Prozent ergeben. Angeboten wird der ETF in drei Varianten mit dem gleichen Portfolio:
• in Euro
• in Dollar
• mit Währungssicherung für Euro-Investoren (ISIN: IE00028H9QJ8)
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