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ETFs: der Irland-Vorteil

Drei Buchstaben sind derzeit wichtig in der Welt der Geldanlage: ETF (Exchange Traded Fund).

Aktuell sind global ca. über 10 Billionen Dollar in diesem Segment investiert. Anleger schätzen die Transparenz sowie die niedrigen Kosten und die komplexe Welt der Finanzmärkte wird auf eine einfache Formel gebracht.

Gibt es wichtige Unterschiede bei ETFs?

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten erscheinen auch nicht sehr groß, aber wenige Anleger wissen genau, wie ETFs funktionieren. Es lohnt sich aber, auf die Details zu achten. Denn Fonds, die denselben Index abbilden, können sich in ihrer Bauweise deutlich unterscheiden. Je nach Konstruktion kann dies Auswirkungen auf die Rendite haben und sich auf einige Prozentpunkte summieren. Denn es gibt feine Unterschiede bei der Besteuerung auf Fondsebene und bei potenziellen Zusatzeinnahmen.

Worauf man besonders achten sollte?

Entscheidend ist dabei, in welchem Land der ETF aufgelegt wurde. Dabei müssen physisch unterlegte Indexfonds auf Dividenden Quellensteuer bezahlen. Das sind zum Beispiel bei US-Aktien 30 Prozent. Wenn allerdings ein ETF in Irland aufgelegt wurde, reduziert sich der Abzug auf 15 Prozent.

Davon betroffen sind nicht nur amerikanische Indizes (z. B. S&P 500), sondern auch globale Börsenbarometer mit hohem Anteil an US-Aktien (z. B. im MSCI World 66 Prozent). Derzeit bringen große amerikanische Konzerne eine durchschnittliche Rendite von 1,7 Prozent, historisch waren es rund zwei Prozent. Bei voller Besteuerung können von zwei Prozent nur 1,4 Prozent im ETF reinvestiert werden, bei reduzierter Besteuerung sind es dagegen 1,7 Prozent. Langfristig würde sich ein solcher Unterschied deutlich bemerkbar machen.

Warum bietet Irland Vorteile?

Deshalb haben die meisten Anbieter ihre Indexfondspalette nach Irland verlegt. Anhand der ersten beiden Buchstaben in der sogenannten ISIN kann man erkennen, wo der ETF angesiedelt ist: IE steht für Irland, LU für Luxemburg und DE für Deutschland.

Zudem haben Fondsgesellschaften die Möglichkeit, ganz ohne die amerikanische Quellensteuer auszukommen. Das geht mit ETFs, die die Wertentwicklung des Index mit ganz speziellen Konstruktionen nachbilden. Zum einen lässt sich ein Index rekonstruieren, indem man genau die gleiche Gewichtung an Aktien kauft. Das nennt man physische Replikation.

Zum anderen gibt es aber auch die Möglichkeit, statt einer Eins-zu-eins-Umsetzung Finanzprodukte wie sogenannte Swaps einzusetzen. Das wird dann als „synthetisch“ bezeichnet. Das bedeutet nicht, dass diese Produkte keine Aktien enthielten, sondern andere liquide Wertpapiere.

Damit der ETF die Wertentwicklung des Index trotzdem abbildet, schließt die Fondsgesellschaft gegen Gebühr Verträge mit großen Finanzinstituten ab. Diese Swaps sorgen dafür, dass sich der Indexfonds trotz der Abweichungen wie das entsprechende Börsenbarometer verhält. Dabei trägt der Swap-Partner – das ist in der Regel eine große international tätige Bank – das Risiko für die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index.

Da aber die Kontrakte nicht im gleichen Maße der Besteuerung unterliegen, weisen synthetische ETFs auf den US-Markt – trotz der Swapkosten – oft bessere Renditen auf. Der Grund für den Steuervorteil: Swaps basieren auf den US-Futures-Märkten und diese sind von der Quellensteuer ausgenommen.

Quelle: Welt

Warum werden physisch unterlegte Fonds bevorzugt?

Replizierende (also physisch unterlegte) Indexfonds sind aber trotzdem häufiger vertreten, da Anleger vernünftigerweise das Reinheitsgebot einer eins-zu-eins-Umsetzung bevorzugen.

Wichtig zu wissen ist aber, dass Tauschgeschäfte an den Märkten nie ganz risikolos sind. So kann eine Bank oder ein Broker auch in Schieflage geraten, wie die Finanzkrise von 2008/09 gezeigt hat. Natürlich versuchen die Fondsgesellschaften, dieses Risiko zu minimieren. So werden die Kontrakte auf verschiedene Swap-Kontrahenten aufgeteilt, wobei ohnehin nur ausgewählte große Banken infrage kommen. Manche Kunden meiden deshalb synthetische Produkte wegen dieser nicht auszuschließenden Gefahr von Verlusten.

Physisch replizierende Indexfonds können einen Teil des Performance-Nachteils zu Swap-basierten Produkten mithilfe von Nebengeschäften schließen. Sie haben die Möglichkeit, über Aktienleihe zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Dabei werden Wertpapiere aus dem Portfolio für eine gewisse Zeit gegen Gebühr verliehen, die dem Fondsvermögen und damit den Kunden zugutekommen. Aus den Rechenschaftsberichten der Fondsgesellschaften kann man entnehmen, dass durch diese Geschäfte Gewinne von bis zu 0,10 Prozentpunkten möglich sind.

Fazit!

Anleger sollte sich also fragen, ob sie ein höheres Risiko bei synthetischen Fonds in Kauf nehmen, um ein paar Basispunkte Rendite mehr zu haben. Die steuerlichen Vorteile des Irland-Faktors sollten sich Vorsorge-Sparer aber nicht entgehen lassen. Denn die beiden ersten Buchstaben der ISIN können zusammen mit den drei Erfolgsbuchstaben ETF die Rendite langfristig steigern.

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