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Die 7 Todsünden an der Börse

An der Börse winkt das schnelle Geld – doch es kommt vor allem auf eine langfristige Strategie an.

Wie kann ich einen Fall wie z. B. Wirecard vermeiden, wo man innerhalb kurzer Zeit einen Kursverlust von 90 Prozent und mehr erleiden musste?

Hier sind viele Anleger in eine der (psychologischen) Fallen getappt, die einer erfolgreichen Börsenstrategie im Wege stehen. Statt Streuung und Ausdauer zu praktizieren, wurde auf das schnelle Geld mit einer Einzelaktie gesetzt. Wie in der christlichen Überlieferung gibt es auch an der Börse sieben Todsünden, die ins Verderben führen.

1. Kappe Gewinne nicht unnötig und lass Verluste nicht zu lange laufen!

Verkauft man eine Aktie mit Verlust, dann ist diese Fehleinschätzung amtlich. Also lieber Kursverluste aussitzen und darauf hoffen, dass der Einstandspreis am Ende wieder erreicht wird? Bei Kursgewinnen ist die Freude darüber oft so groß, dass Anleger gut gelaufene Papiere vorschnell abstoßen, um das Plus mitzunehmen. Das führt dann dazu, dass es in einem Depot von vermeintlichen Hoffnungswerten wimmelt, während man nach Qualitätsaktien vergebens Ausschau hält.

Wie lässt sich das vermeiden? Nur durch Disziplin und Konsequenz. Man sollte sich aufschreiben, warum man eine Aktie gekauft hat. Wenn diese Gründe nicht mehr stimmen, dann muss verkauft werden. Oder man definiert vorab einen maximalen Verlust und sichert diesen durch ein Stopp-Loss-Limit ab. Wer das nicht kann, sollte von Einzelaktien lieber die Finger lassen und stattdessen kostengünstige Fonds wie ETFs kaufen.

2. Überschätze Dich nicht selbst!

Viele Neulinge lassen sich von schnellen Anfangsgewinnen täuschen. Schnell ist dann daraus auch ein falscher Schluss gezogen: Man wird anfällig für Selbstüberschätzung. Der Gewinn ist nicht unbedingt das Resultat eigenen Könnens, sondern eher dem Glück geschuldet, zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen zu sein. Hochmut kommt leider auch hier vor dem Fall. Schnell geht man im Siegesrausch immer gewagtere Wetten ein, wird dann aber früher oder später vor dem Nichts stehen. In meiner Anfangszeit sagte man: wer nicht dreimal pleite ist an der Börse, hat dort nichts zu suchen. Das ist das Eintrittsgeld, das man bezahlen muss. Ich habe leider viel Eintrittsgeld bezahlt.

Besser wäre dagegen: Demut ist erste Bürgerpflicht. Die lässt sich am ehesten erlangen, indem Sparer ihrer Strategie (sh. „Der 5-Punkte-Plan zur Geldanlage„) und ihrem Risikoprofil treu bleiben.

3. Kaufe nicht nur Lieblingsaktien aus einem Sektor oder einem Land!

Niedrigere Handelsgebühren bei den Neobrokern verstärken die (bereits vorhandene) Sammelleidenschaft. Meist ist beim Kauf erstmal viel Bauchgefühl im Spiel: Das treibt einen entweder in Aktien, die scheinbar zu Schnäppchenpreisen notieren oder in Papiere, die als strahlende Zukunftswerte gelten. Am liebsten dann noch Titel aus dem eigenen Land oder einer bestimmten Branche wie zum Beispiel deutsche Autobauer. Das beschert mir aber erhebliche Klumpenrisiken.

Dabei bietet Diversifizierung nicht nur die Chance, Rendite zu machen, sondern auch die Risiken erheblich zu senken.

4. Nicht am Kaufpreis hängen und daran alles festmachen!

Viele Anleger orientieren sich beim Kauf einer Aktie am Preis des Papiers. Sie glauben, dass je niedriger ein Aktienkurs notiert, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg. Doch leider sagt ein optisch billiger Kurs absolut nichts über das Potenzial eines Unternehmens aus.

Ein weiteres Problem ist die Fixierung auf den Kaufpreis. Die Aussichten eines Unternehmens werden nicht dadurch definiert, zu welchem Kurs jemand eingestiegen ist, sondern wie die Geschäfte laufen bzw. die weiteren Aussichten sind.

5. Lass Dicht nicht von der Filterblase lenken!

Laut einer Studie verbringen gerade junge Menschen täglich zwischen zweieinhalb und drei Stunden mit und in den sozialen Medien. Instagram, Facebook, TikTok und Twitter sind so programmiert, dass sie eine Art Suchtverhalten hervorrufen können. Das menschliche Gehirn schüttet dabei positive Botenstoffe aus, wenn andere Nutzer den eigenen Beitrag mit Likes versehen. Aber leider sind die Netzwerke auch so gestaltet, dass die Nutzer unter ihresgleichen bleiben und überwiegend Informationen bekommen, die die eigene Meinung bestärken. Das Hirn mag keine kognitiven Dissonanzen.

Eine vergleichbare Falle lauert bei den Neobrokern, die oft ähnlich konzipiert sind. Manche Trading-Apps erinnern eher an ein Spiel-Casino als eine Geldanlage. Auf dem Startbildschirm erscheinen die populärsten Titel der Community und nicht das eigene Depot. Gleichzeitig animieren einige Anbieter gezielt zum Traden. Der amerikanische Broker Robinhood ließ Konfetti regnen und spielte Rap-Musik, wenn Anleger ihre Order aufgeben. „Likes“ führen eher dazu, dass man am Ende auf einem Haufen von In-Aktien sitzt.

6. Handle nicht häufig hin und her!

Warum sind Frauen oft erfolgreicher an den Börsen: sie handeln nicht so häufig hin und her. „Hin und her macht Taschen leer“ oder „Ob long, ob short, das Geld ist fort“, gab man mir mit auf den Weg. Gerade in Zeiten von Gratisbrokern ist die Versuchung groß und die starken Kursschwankungen laden viele Anleger ein, das Portfolio häufiger zu bewegen. Dann kann es Neulingen passieren, dass sie eher am Tief verkaufen und in der Nähe des Hochpunkts einsteigen. Das hat natürlich Folgen für die Performance.

So hat der marktbreite MSCI World Index in den vergangenen 25 Jahren eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent pro Jahr erzielt. Wer aber zu oft handelte und damit die besten 20 Tage in den 25 Jahren verpasst hätte, reduziert diese Rendite auf drei Prozent pro Jahr.

7.. Laufe Trends nicht blind hinterher!

Wir Menschen sind soziale Wesen und wollen natürlich mit dabei sein, wenn andere Geld verdienen und damit prahlen. Wir messen uns mit unseresgleichen, wollen erfolgreich sein – und das natürlich auch erzählen. Das führt dazu, dass man nicht selten den Tipps von anderen blind folgt und auf Trends aufspringt, die bereits kurz vor dem Auslaufen stehen und bald kippen. Im englischen Sprachraum heißt dieses Phänomen FOMO (Fear of missing out, Angst haben, etwas zu verpassen).

Auf diese Weise konnte Wirecard trotz aller Warnungen und Warnsignale zur beliebtesten Kleinanleger-Aktie avancieren. Anleger müssen lernen, sich gegen FOMO zu immunisieren, und auch bei Heldengeschichten anderer cool zu bleiben. Bei der Geldanlage ist langweilig nicht verboten und oft sogar erfolgreicher als der neueste Trend.

Dieses Buch beleuchtet die

Gier in uns: Woher kommt sie,

wo begegnen wir ihr, was

macht sie mit uns und wie

können wir sie bezwingen –

wenn wir das überhaupt

wollen...

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