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Autobranche – wer sind die künftigen Gewinner?

Der Automobilmarkt ist heiß umkämpft. Gewinnen wird der, der neue Techniktrends bedienen kann und über hohe Preissetzungsmacht verfügt. Hier haben deutsche Produzenten Vorteile gegenüber ihren amerikanischen Konkurrenten.

Die Umsätze der vier börsennotierten deutschen Autobauer (VW, Mercedes, BMW, Porsche) lagen 2022 mit einem Plus von 14 Prozent bei rund 606 Milliarden Euro. Dabei erwirtschaften sie einen Nettogewinn von 55 Milliarden €, was einem Plus von 30 Prozent entspricht. General Motors (GM), Ford, Tesla sowie der US-Zweig von Stellantis (Chrysler, Dodge, Jeep) kamen bei einem Plus von 25 Prozent auf 482 Milliarden Dollar Umsatz, obwohl Ford mit einem Minus von 26 Prozent auf 30,5 Mrd. die Ertragsbilanz schmälerte.

Neuer Trend nach oben: Nach dem Corona-Loch beginnt sich die Pkw-Produktion in Deutschland und USA wieder zu erholen. Bis zu alten Levels bleibt aber noch ein langer Weg.

Die deutschen Unternehmen erwirtschaften bis zu drei Viertel der Erlöse über den Export. Dagegen bleibt für die US-Unternehmen ihr Heimatmarkt ihr Hauptabsatzgebiet, der mit erwarteten 540 Milliarden Euro Volumen 2023 die größte Absatzregion weltweit sein wird. Die Ausnahme bildet Tesla, das 2022 mehr als 40 Prozent außerhalb Nordamerikas umsetzte. Im Vergleich dazu waren es bei General Motors nur zwölf Prozent. Im privaten Bereich dominieren in den USA Light Trucks (SUVs, Pick-ups, Minivans) das Geschehen. Im Segment SUVs wird 2023 in den Vereinigten Staaten ein Marktanteil von 55 Prozent erreicht gegenüber 37 Prozent in Deutschland.

Statista rechnet bis 2027 nur mit einem kleinen Anstieg beim Absatz auf den wichtigsten Absatzmärkten. Nach einem starken 2022 dürften die Erträge – vor allem der deutschen Konzerne – insbesondere wegen höherer Kosten (Inflation, Refinanzierung, Lieferketten) in diesem Jahr leicht sinken. Mittelfristig werden solche Unternehmen die Nase vorn haben, die bei technischen Entwicklungen wie effiziente und umweltschonende Antriebe oder autonomes Fahren führend sind. Natürlich ist hier in erster Linie Tesla zu nennen. Aber auch die deutsche Automobilindustrie gilt bei Hightech-Entwicklungen hier als globaler Leader und sehr stark, wobei zusätzlich die weltweite Präsenz das Ausnutzen von Standortvoreilen begünstigt.

Bei den Aktienkursen der Autohersteller wird diese Mischung von Ergebnissen und Erwartungen bereits eingepreist. Die sehr guten Zahlen der deutschen Autokonzerne – Ausnahme VW – führten bereits zu starken Kursgewinnen, während die weniger rentablen Amerikaner den Rückwärtsgang einlegten. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung werden die deutschen Titel, abgesehen von Porsche, nur mit dem Fünf- bis Siebenfachen der 2023 erwarteten schwächeren Gewinne bewertet. Das ist sicherlich auch ein Ausdruck der Unsicherheit, aber auch eine gute Ausgangsbasis im Fall positiver Überraschungen. Außerdem locken hier Dividendenrenditen von sechs Prozent und mehr.

Ford und General Motors sind zwar ähnlich günstig, verfügen aber über eine niedrigere Profitabilität. Die Netto-Umsatzrendite lag bei GM im letzten Jahr bei 6,3 Prozent, während Ford einen Verlust verbuchte und man hier knapp vier Prozent für 2023 erwartet. Dagegen stehen BMW (13,0 %) und Mercedes (9,9 %) mit ihren hochpreisigen Fahrzeugen sowie VW (6,0%) mit seinem Massengeschäft vergleichsweise gut da, während bei Porsche rund 13 Prozent Rendite erwartet werden (Zahlen vom 13. März).

Tesla kam zuletzt auf 15,4 Prozent. Letztendlich scheint es ein Wettstreit zwischen Mercedes sowie BMW auf der einen und Tesla (Rendite 15,4%) auf der anderen Seite zu werden. VW könnte aufgrund einer neuen Führung aufholen. In Sachen Elektromobilität bleibt Tesla (2022 Absatz 1,3 Millionen Fahrzeuge) vorerst klar vorn. Mit 900.000 Einheiten folgt die chinesische BYD im Windschatten, holt aber auch merklich auf und übertrifft erstmals VW mit 570000 E-Autos. Tesla (2022: Umsatz 81,5 Milliarden Dollar, Gewinn: 12,6 Milliarden Dollar) will jährlich um etwa 50 Prozent wachsen und 2023 mindestens 1,8 Millionen Fahrzeuge absetzen. Zudem versucht man sich bei Speicherbatterien. Die Bewertung der Aktie bleibt aber ambitioniert, was je nach Nachrichtenlage stark volatile Kurse hervorruft.

BMW schaffte 2022 ebenfalls ein Rekordjahr und sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt (siehe Interview Finanzchef Nicolas Peter, FOCUS-MONEY 8/23).

Mercedes konzentrierte sich verstärkt auf hochwertige Pkw und Premium-Vans konnte und konnte dadurch 2022 seinen Umsatz um zwölf Prozent auf 150 Milliarden Euro und den Gewinn je Aktie um 35 Prozent auf 13,50 Euro steigern. Der Markt honoriert die hohe Ertragsmarge und lobt die Kompetenz beim autonomen Fahren. Man plant zudem über zwei Jahre bis zu vier Milliarden Euro für den Rückkauf der eigenen Aktien ausgeben.

Fazit:

Ausgewählte Automobilwerte bieten mittel- bis langfristig interessante Chancen. Allerdings sind diese in den letzten Monaten schon sehr gut gelaufen und haben nur noch geringes Aufwärtspotenzial.

Wer sich für die europäische Autobranche insgesamt interessiert, kann sich den iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF (DE) EUR (Dist) einmal näher anschauen. Der u. a. Chart zeigt wie nahe man wieder an die Hochpunkte der letzten Jahre herangekommen ist. Deshalb ist das Warten auf einen Rückschlag von 10 – 20 Prozent ratsam, was sicherlich auch für die interessanten Einzetitel gilt.*

*Die in diesem Beitrag geäußerte Meinung stellt keinerlei Aufforderung zum Handeln dar, ebenso KEINE ANLAGEBERATUNG und keine EMPFEHLUNG ZUM KAUF ODER VERKAUF VON WERTPAPIEREN.

Peter Lynch, der Manager des unglaublich erfolgreichen Fidelity Magellan Fund, erklärte das Mysterium Börse. Einfach und verständlich vermittelte er die Grundlagen erfolgreichen Value-Investierens. Sein Werk und seine Weisheiten sind zeitlos und haben bis heute nichts an Wert und Aktualität verloren.

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