Auch wenn die Inflations-Raten ihren Höhepunkt gesehen haben dürften, wird uns das Thema noch einige Zeit begleiten. Eine höhere Inflation führt dazu, dass das Geld-Vermögen an Kaufkraft verliert. Für Anleger bedeutet dies, dass festverzinsliche Wertpapiere bei steigenden Zinsen zunächst einmal problematisch sind. Da eine Anleihe einen festen Zinskupon hat, gehen ansteigende Renditen mit fallenden Kursen einher. Da drängt sich die Frage auf, wie man sein Geld in solchen Zeiten zusätzlich schützen kann.
Gibt es Anleihen mit Inflationsschutz?
Hier kommen inflationsindexierte Anleihen als Möglichkeit ins Spiel, sein Geld mit Inflations-Schutz anzulegen. Diese werden in der Regel aber nur von Staaten emittiert. Leider sind sie in Deutschland eher die Ausnahme. Man findet offizielle Informationen auf der Seite der Deutschen Finanzagentur. In den USA nennt sich das Ganze TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) und ist wesentlich stärker verbreitet. Auf der Seite „Treasury Direct“ gibt es dazu nähere Informationen.
Wie funktionieren diese inflationsindexierten Anleihen?
Bei solchen Anleihen bedeutet Inflationsindexierung grundsätzlich, dass der Nominalwert der Anleihe um die jährliche Inflations-Rate erhöht wird. Die nominale Zinszahlung steigt dadurch, da sie sich aus dem prozentualen Zinskupon ergibt. Bei einer variabel verzinsten Anleihe würde nur der Zinskupon variieren.
Beispiel:
Du investierst 10.000 Euro in eine inflationsindexierte Anleihe. Nach einem Jahr erhältst Du bei Fälligkeit nicht wie üblich die 10.000 Euro zurück, sondern zusätzlich einen Inflations-Ausgleich. Würde dieser bei 5 Prozent Inflation liegen, bekommst Du 10.500 Euro zurück bezahlt. Obendrauf werden die vereinbarten Zinsen auch angepasst. Aus z.B. 1 Prozent Zinsen – das wären 100 Euro für die 10.000 Euro – werden 105 Euro.
Warum kauft nicht jeder inflationsindexierte Anleihen?
Der Inflations-Schutz ist nicht kostenlos. Er muss durch eine geringere feste Verzinsung (Zinskupon) als bei Anleihen ohne Indexierung bezahlt werden. Dadurch ist die feste Verzinsung von indexierten Bundes-Anleihen deutlich niedriger als die von klassischen Bundes-Wertpapieren.
Wann also sollte ich inflationsgeschützte Anleihen kaufen?
Nur wenn die Inflationsrate in Zukunft stärker steigt als aktuell erwartet, sind indexierte Anleihen besser als „normale“ Anleihen. Das war im Jahr 2022 der Fall und hat bei Staatsanleihen ohne Indexierung zu einem Kursrückgang geführt, während die Anleihen mit Inflations-Schutz sogar an Wert zugelegt haben. Aktuell hingegen beruhigt sich die Lage wieder, weil die Geldentwertung von den Notenbanken stark bekämpft wird. Sollten allerdings die Zinsen anschließend wieder zu früh gesenkt werden und die Inflation wieder anziehen, würden diese Anleihen wieder interessant werden. Dies war insbesondere in den 70er-Jahren der Fall, als die Preissteigerungen in einem zweiten Schub längerfristig in den Bereich von über 10 Prozent stiegen.
Was gibt es sonst zu beachten?
Wie beschrieben bieten inflationsindexierte Anleihen also einen Inflations-Schutz, denn bei Fälligkeit wird der Rückzahlungswert der Anleihe quasi um die Rate der Geld-Entwertung erhöht. Allerdings bleibt der reale Wert des angelegten Geldes – die Kaufkraft – nur dann sicher erhalten, wenn die Rendite zum Kaufzeitpunkt einer inflationsindexierten Anleihe positiv ist.
Das war bei den deutschen Bundes-Anleihen längerere Zeit nicht der Fall, weder bei denen ohne Inflations-Schutz noch bei denen mit Indexierung. Bei einer Rendite von z. B. -1 Prozent lohnt sich das nur dann, wenn die Inflations-Rate auch in Zukunft stärker steigt als erwartet und die Minus-Rendite beim Kauf ausgleicht.
Dass der Nominalwert der Anleihe bei Deflation, also einem sinkenden Preisniveau fällt, ist in aller Regel ausgeschlossen. Nur bei den Staats-Anleihen weniger Länder ist das nicht der Fall, darunter Großbritannien, Japan und Kanada.
Wie war die Wertentwicklung im Vergleich zu normalen Anleihen?
Die Grafik offenenbart einige interessante Einsichten: Über die zurückliegenden zehn Jahre lag sowohl die nominale Rendite konventioneller US-Staatsanleihen mittlerer Laufzeit als auch diejenige von inflationsindexierten Anleihen unterhalb der Inflation. Die realen Renditen waren in beiden Fällen negativ. Daran wird deutlich, dass man mit IIAs auch über mehrjährige Zeiträume keineswegs immer „mindestens die Inflation hereinverdient“. Vermutlich ist die IIA-Rendite über diese Periode deswegen etwas besser als die von normalen Anleihen, weil an ihrem Ende ein starker Inflationsschock auftrat, vor dem IIAs besser schützen als normale.
Wie kann ich in inflationsgeschützte Anleihen investieren?
Die Berechnung der nominalen Zinszahlung und des Nominalwerts bei Fälligkeit der Anleihe wird in Deutschland von der Bundesfinanzagentur vorgenommen und ist sehr kompliziert. Hier dient als Referenz-Index für den Inflations-Ausgleich der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI). Wegen der Komplexität der Berechnung weiß man aber nicht so genau, welchen Preis man für eine inflationsindexierte Anleihe beim Kauf wirklich zahlen muss (der Preis von Anleihen wird in Prozent des Nominalwerts angegeben).
Die Auswahl und der Kauf einzelner Anleihen für Privatanleger ist für den Laien schwierig. Abhilfe können deshalb auch in diesem Fall ETFs mit inflationsindexierten Anleihen schaffen. Es gibt hier eine breite Auswahl, wobei manche ETFs in den globalen Anleihe-Markt investieren, andere haben einen regionalen Schwerpunkt. Zudem gibt es auch Unterschiede hinsichtlich der Auswahl der Laufzeiten der Anleihen und es sind auch Anleihe-ETFs mit Währungs-Sicherung (EUR hedged) verfügbar.
Beispiele:
iShares Global Infl. Linked Govern. Bond ISIN: IE00B3B8PX14 – Thesaurierend
Lyxor Core US TIPS (DR) ISIN: LU1452600270 – Ausschüttend
iShares ICE TIPS 0-5 ISIN: IE00BDQYWQ65 – Ausschüttend
Fazit:
Du solltest Inflations-Schutz nicht mit Schutz vor Wert-Verlust vergleichen. Die Kurse der Anleihe-ETFs können stark schwanken, wie der Kurssturz in der Corona-Krise zeigte. Einen wirklichen Schutz vor Wert-Verlust bieten die ETFs also nicht. Sachwerte wie z.B. Aktien, Gold und Immobilien sind da besser geeignet. Inflationsindexierte Anleihen können nicht mithalten, bieten aber eine Möglichkeit von steigenden Inflations-Erwartungen zu profitieren.
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