Auch börsennotierte Indexfonds (ETF) bieten die Möglichkeit, höhere Renditen als der Markt zu erzielen. Diese in diesem Beitrag vorgestellten Strategien zeigen, wie man die Erfolgschancen verbessert.
Da die meisten ETFs nur stur einem Index folgen, empfinden manche Marktteilnehmer diese Art der Anlage als langweilig. Dafür sind sie aber mehr als dreißig Jahre nach ihrer Erfindung heute so preiswert, dass ihre Kosten nicht mehr ins Gewicht fallen. Teilweise werden diese sogar von den Fondsgesellschaften durch kleine Zusatzgeschäfte neutralisiert.
Gibt es trotzdem die Chance auf eine höhere Rendite?
Einige ETFs hängen regelmäßig den Markt deutlich ab. Das liegt daran, dass sie einen Index abbilden, der auf einer cleveren Strategie basiert. Aber nicht jeder Strategie-ETF schlägt zu allen Zeiten den Markt. Nachdem sie jahrelang zu den großen Gewinnern gehört haben, fielen beispielsweise im vergangenen Jahr ETFs, die eine Momentum-Strategie verfolgten, hinter den Gesamtmarkt zurück. Dafür sollten in den nächsten Monaten und Jahren andere Strategie-ETFs die Nase vorn haben.
Das System eines Nobelpreisträgers
Der Ossiam-Shiller-Barclays-Cape-Europe-Sector-Value-ETF schaffte in den vergangenen drei Jahren eine Wertsteigerung von gut acht Prozent pro Jahr. Damit lag er mehr als drei Prozentpunkte besser als ETFs für den europäischen Gesamtmarkt. Dieser ETF basiert auf einem Konzept des US-Ökonomieprofessors und Nobelpreisträgers Robert Shiller. Die von Shiller entwickelte Kennzahl CAPE (Cyclically Adjusted Price-Earnings) vergleicht den Börsenwert einer Aktiengesellschaft mit ihren durchschnittlichen inflationsbereinigten Gewinnen der vergangenen zehn Jahre. Dadurch sollen zyklische Effekte ausgeblendet werden. Der Fonds der französischen Investmentboutique investiert in europäische Aktien, die nach dem CAPE-Kriterium als unterbewertet gelten.
Man hat dafür einen komplexen Prozess aufgesetzt, sucht also nicht einfach nur nach billigen Aktien. Der thesaurierende ETF investiert stets in jene vier Branchen, die nach dieser Kennzahl am stärksten unterbewertet sind. Die Branchenauswahl wird monatlich überprüft und angepasst. Dabei werden zunächst fünf Branchen identifiziert. Dann wird von dieser Liste der Sektor mit dem geringsten 12-Monats-Momentum wieder gestrichen.
Ein nachhaltiger Kursturbo
Aktiengesellschaften können ihre Anteilseigner nicht nur über Dividenden am Gewinn beteiligen, sondern auch durch Aktienrückkaufprogramme. Das Unternehmen kauft seine eigenen Aktien am Markt zurück und reduziert so die Anzahl der frei erhältlichen Aktien. Dadurch verteilt sich der Gewinn auf weniger Aktien und sichert dem Aktionär einen höheren Anteil. Durch ihre Rückkäufe sorgen die Unternehmen quasi selbst für einen Kursanstieg. Der Aktienrückkauf entspricht also einer „indirekten“ Dividende. In den USA haben sich solche Buybacks deshalb schon lange als Ersatz für die Bardividende etabliert. In Europa spielt allerding weiterhin die Bardividende die Hauptrolle, während in den USA sich solche Buybacks schon lange als Ersatz etabliert haben.
Wichtige Kennzahlen wie Gewinn pro Aktie und Kurs-Gewinn-Verhältnis verbessern sich also dadurch und machen die Aktien attraktiver. Zudem sind bei weniger Aktien höhere Dividenden möglich. Rückkäufe haben somit immer einen kursstützenden und -pflegenden Effekt. Es kann sich somit für Anleger lohnen, gezielt auf Rückkäufe zu setzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der thesaurierende Amundi-S&P500-Buyback-ETF. Er enthält die 100 Unternehmen des S&P500-Index mit der höchsten Rückkaufquote in den letzten zwölf Monaten.
Vom Comeback gefallener Engel profitieren
Als „Fallen Angels“ bezeichnen Anleihenprofis ehemals solide Anleihen (Investment-Grade), die von den Rating-Agenturen gerade auf Ramschniveau (High Yield) heruntergestuft wurden. Ein Investment in solche Papiere kann sich aber durchaus lohnen. Meist zweifeln die Marktteilnehmer schon vor der Rating-Herabstufung an der Bonität der Anleihe, deswegen ist zum Zeitpunkt der Zurückstufung der Anleihenkurs deshalb oft schon nahe am Tiefpunkt. Etwa sechs Monate nach der Herabstufung erholen sich viele gefallene Engel bereits wieder, da sie nicht selten wieder hochgestuft werden. Diese Besonderheiten führen dann dazu, dass sich die Anleihen der gestrauchelten Engel regelmäßig etwas besser entwickeln als andere Hochzinsanleihen.
Deshalb kann auch der iShares-Fallen-Angels-High-Yield-Corp-Bond-ETF immer wieder andere Hochzins-ETFs abhängen. Der ausschüttende ETF investiert in rund 350 zurückgestufte Unternehmensanleihen aus den Industriestaaten und aus allen Sektoren. Allerdings darf kein Papier mehr als drei Prozent Portfolio-Anteil ausmachen.
Man versucht Verlierer zu vermeiden
Man kann sogar mit einer simplen Methode den Aktienmarkt schlagen und zwar mit einem Portfolio, in dem jede Aktie gleich hoch gewichtet wird, wie im XtrackersS&P-500-Equal-Weight-ETF. Bei fast allen Aktienindizes sind die Gewichte der einzelnen Indexmitglieder höchst unterschiedlich, da sie gemäß ihrer Marktkapitalisierung gewichtet sind. Durch diese Methode repräsentiert der Index zwar relativ gut den Aktienmarkt, doch für Anleger ist solch ein Portfolio nicht immer optimal. Das System lohnt sich dann, wenn die hoch gewichteten Börsenstars sehr gut laufen. Dann profitiert ein ETF, der den S&P-500 abbildet, davon, dass dessen Entwicklung von wenigen Aktien bestimmt wird.
Im thesaurierenden Xtrackers-S&P-500-Equal-Weight-ETF hat dagegen jede Aktie nur ein Gewicht von 0,2 Prozent, die regelmäßig auf die Ausgangsbasis zurückgesetzt wird. Deswegen können weder die größten Gewinner noch die größten Verlierer den ETF vor sich hertreiben. Vor allem in den letzten Monaten war das ein enormer Vorteil gegenüber dem traditionellen S&P-500. Dessen ehemalige Zugpferde wurden besonders stark abgewertet. Im Equal-Weight-Index sind preisewerte Value-Aktien durch die Gleichgewichtung automatisch stärker vertreten.
Da die Börse die Unterbewertung irgendwann korrigieren dürfte, versprechen die unterbewerteten Aktien langfristig einen höheren Ertrag. Es könnte auch sein, dass die Abwärtskorrektur bei den noch immer hoch bewerteten Indexschwergewichten weitergeht.
Ein altes Konzept neu gedacht
Dividendenstrategien gehören seit Jahrzehnten zum Werkzeugkasten erfolgreicher Geldanleger. Entsprechend groß ist die Auswahl, wobei nicht jeder Dividenden-ETF eine sinnvolle Strategie verfolgt. Die ersten Dividenden-ETFs enthielten einfach 15 bis 30 Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen. Seit der Finanzkrise 2008 berücksichtigen die ETF-Entwickler bei der Titelselektion vermehrt weitere Kriterien wie Dividendenhistorie und eine vertretbare Ausschüttungsquote.
Der erst vor knapp fünf Jahren aufgelegte Franklin-LibertyQ-Global-Dividend-ETF geht sogar noch einen Schritt weiter. Nur Aktien von Unternehmen mit soliden Bilanzen, geringer Verschuldung sowie hohen und stabilen Erträgen kommen in diesen weltweit anlegenden ETF. Die Aktien müssen mit einer günstigen Bewertung, geringer Volatilität und einem guten Kurs-Momentum glänzen. Mit diesem Ansatz hängte der quartalsweise ausschüttende ETF vor allem im Jahr 2022 den Weltaktienmarkt klar ab. Im einem Umfeld steigender Zinsen und hoher Inflation dürfte er sich besonders bewähren. Durch die Investition in Unternehmen mit moderater Verschuldung spielen steigende Zinsen keine große Rolle. Zudem sind das oft Unternehmen, die leichter in der Lage sind, höhere Preise an die Kunden weiterzugeben.
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